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Der Bologna-Prozess aus Sicht der Hochschulforschung

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Seite 40 | Bestandsaufnahme in 48 europäischen Hochschulsystemen<br />

<strong>Bologna</strong>-Staaten? Welche Anreize bieten entsprechende<br />

Unterstützungsmaßnahmen und wie wirkt sich das auf die Studierendenströme <strong>aus</strong>?<br />

� Bisher ist es überwiegend westeuropäischen Staaten gelungen, Studierende <strong>aus</strong><br />

Län<strong>der</strong>n außerhalb des europäischen Hochschulraums anzuziehen, um ihren<br />

Studienabschluss bei ihnen zu machen. 14 <strong>der</strong> 15 Staaten mit einer Wachstumsrate<br />

oberhalb des Durchschnitts von 63 % sind <strong>aus</strong> dieser Gruppe. Daneben gibt es eine<br />

große Gruppe von Staaten, <strong>der</strong>en <strong>aus</strong>ländische Studierendenzahlen niedrig sind<br />

o<strong>der</strong> sogar sinken. Angesichts dieser ungleichen Entwicklung lässt sich fragen, wie<br />

tragfähig das Konzept eines gemeinsamen europäischen Hochschulraums ist.<br />

Faktisch treten viele Hochschulen und ganze Hochschulsysteme in den Wettbewerb<br />

und versuchen, mit individuellen Marketingstrategien <strong>aus</strong>ländische Studierende<br />

anzuziehen.<br />

� Was die Abschlussmobilität innerhalb des europäischen Hochschulraums betrifft, so<br />

gibt es auch hier eine enorme Bandbreite, jedoch sind die westeuropäischen<br />

Staaten weniger dominant: nur 16 <strong>der</strong> 29 Systeme mit einer Wachstumsrate über<br />

dem Durchschnitt von 4,1 % stammen <strong>aus</strong> dieser regionalen Gruppe. Zugleich fällt<br />

eine Kohorte von Staaten vorrangig <strong>aus</strong> Ost- und Zentraleuropa auf, die kaum<br />

Studierende <strong>aus</strong> an<strong>der</strong>en europäischen Län<strong>der</strong>n anzuziehen vermag; in manchen<br />

<strong>der</strong> Län<strong>der</strong> sinken die Zahlen sogar. Insgesamt gibt es deutliche Ost-West-<br />

Unterschiede.<br />

� Eine Reihe von Län<strong>der</strong>n schicken deutlich weniger Studierende ins Ausland als sie<br />

selbst empfangen, allen voran das Vereinigte Königreich. In Dänemark, den<br />

Nie<strong>der</strong>landen und dem Vereinigten Königreich sank die Auswärtsmobilität in an<strong>der</strong>e<br />

Län<strong>der</strong> des europäischen Hochschulraums sogar.<br />

� Zur Creditmobilität liegen nur Daten <strong>aus</strong> Län<strong>der</strong>n innerhalb des europäischen<br />

Hochschulraums vor und auch diese sind lückenhaft. Daten <strong>aus</strong> den Erasmus-<br />

Programmen deuten darauf hin, dass das Wachstum <strong>der</strong> Aust<strong>aus</strong>chstudierendenzahlen<br />

vorrangig auf die Ausweitung des Programms auf weitere<br />

Län<strong>der</strong> zurückgeht. Auch hier ist zudem ein Ost-West-Muster sichtbar. Daten für 20<br />

Staaten <strong>aus</strong> dem Eurostudent Survey (Orr/Schnitzer/Frackmann 2008) zeigen, dass<br />

im Jahr 2008 in <strong>der</strong> Hälfte <strong>der</strong> untersuchten Län<strong>der</strong> <strong>der</strong> Anteil von Studierenden mit<br />

einer Auslandserfahrung unter 10 % lag; in sieben Staaten lag dieser zwischen 10<br />

und 15 %; in nur drei Län<strong>der</strong>n (Norwegen, Deutschland und Finnland) lag er über 15<br />

%. Die Zahlen <strong>der</strong> Staaten, die im Rahmen dieses Surveys nicht untersucht wurden,<br />

liegen aller Wahrscheinlichkeit nach eher niedriger.<br />

2.2. Implikationen und Her<strong>aus</strong>for<strong>der</strong>ungen<br />

Obwohl Mobilität ein Bereich ist, zu dem vergleichsweise viele Studierendendaten vorliegen,<br />

fehlt eine systematische Datenerhebung für den europäischen Hochschulraum. Die<br />

vorliegenden Daten beziehen sich entwe<strong>der</strong> auf die Europäische Union sowie Län<strong>der</strong>, die mit<br />

dieser durch Kooperationsprogramme verbunden sind o<strong>der</strong> sie sind weltweit und basieren<br />

auf höchst unterschiedlichen nationalen Berichtssystemen. Zudem sind viele Daten<br />

lückenhaft, z.B. indem sie nur Mobilität innerhalb organisierter Programme wie ERASMUS<br />

erfassen.

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