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Der Bologna-Prozess aus Sicht der Hochschulforschung

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Seite 240 | Wirksamkeit von Anreiz- und Steuerungssystemen <strong>der</strong> Län<strong>der</strong><br />

Wirksamkeit von Anreiz- und Steuerungssystemen <strong>der</strong><br />

Län<strong>der</strong> auf die Qualität <strong>der</strong> Hochschullehre<br />

Dieter Dohmen, Justus Henke<br />

Abstract<br />

<strong>Der</strong> vorliegende Beitrag untersucht, welche Effekte die Einführung von Anreiz- und<br />

Steuerungsinstrumenten zwischen Land bzw. Ministerium und Hochschulen auf relevante<br />

Indikatoren und das Verhalten von Hochschulen hat. Kennzeichnend für den Wandel des<br />

Steuerungsmodells ist die schrittweise Einführung und Weiterentwicklung von Verfahren, die<br />

verstärkt auf Output- statt auf Inputsteuerung, bei gleichzeitiger Stärkung <strong>der</strong> Eigenverantwortung<br />

<strong>der</strong> Hochschulen setzen. Schwerpunkt <strong>der</strong> Untersuchung sind monetäre<br />

Instrumente, insbeson<strong>der</strong>e die leistungsorientierte Mittelvergabe (LOM).<br />

Ein Überblick zum Entwicklungsstand von Anreiz- und Steuerungsinstrumenten zeigt, dass<br />

mittlerweile in fast allen Bundeslän<strong>der</strong>n neue Verfahren eingeführt worden sind, sich jedoch<br />

unterschiedliche Schwerpunktsetzungen <strong>aus</strong>machen lassen. Unsere multivariaten<br />

statistischen Analysen zeigen, dass monetäre Verfahren durch<strong>aus</strong> nachweisbaren Einfluss<br />

auf quantitative Indikatoren des Hochschuloutputs, wie z.B. Absolvent(inn)en o<strong>der</strong> Drittmittel,<br />

haben. Für die LOM ist zu konstatieren, dass sie häufig nicht allein aufgrund ihrer Budgetrelevanz<br />

für die Hochschulen wirksam ist, son<strong>der</strong>n dass es auch auf die Gestaltung <strong>der</strong><br />

LOM-Modelle ankommt. Hierbei ist zu beachten, dass häufig Zielkonflikte zwischen Lehre<br />

und Forschung auftreten. Bei näherer Analyse <strong>der</strong> verschiedenen LOM-Modelle anhand von<br />

Simulationsrechnungen zeigt sich ferner, dass diese Modelle gleiche Leistungen <strong>der</strong><br />

Hochschulen finanziell unterschiedlich bewerten und dadurch sehr unterschiedliche<br />

Mittelverteilungen unter den Hochschulen bewirken. Die resultierenden „abweichenden“<br />

Anreiz- und Steuerungswirkungen sind bei <strong>der</strong> Entwicklung solcher Modelle stets zu<br />

beachten.<br />

1. Einleitung<br />

Das deutsche Hochschulsystem hat in den vergangenen zwei Jahrzehnten einen tief<br />

greifenden Wandel ihres Steuerungsmodells vollzogen. Bei rückblicken<strong>der</strong> Betrachtung ist<br />

ein wesentlicher Ursprung <strong>der</strong> Verän<strong>der</strong>ungen <strong>der</strong> Hochschulsteuerung in den 1980er<br />

Jahren zu finden, als im Rahmen des sogenannten New Public Management (NPM) die<br />

Reform öffentlicher Verwaltungen und Einrichtungen in Großbritannien, und später auch in<br />

Deutschland, mit dem Ziel <strong>der</strong> Kostensenkung durch Effizienzsteigerung vorangetrieben<br />

wurde. Erste Reformen in Deutschland mit ähnlicher Zielsetzung begannen in den 1990er<br />

Jahren und Verän<strong>der</strong>ungen sind seit Anfang <strong>der</strong> 2000er Jahre im deutschen Hochschulsystem<br />

zu beobachten. Im Kontext des NPM 1 sind in den Bundeslän<strong>der</strong>n in großem Umfang<br />

neue Anreiz- und Steuerungsmechanismen diskutiert und eingeführt worden. Genannt sei<br />

hier u.a. die leistungsorientierte Mittelzuweisung (LOM) als Form einer anreizgesteuerten<br />

Finanzierung. Auch die Flexibilisierung <strong>der</strong> Hochschulbudgets wurde vor diesem Hintergrund<br />

vorangetrieben. Neben <strong>der</strong> Steuerung von Finanzströmen zwischen Land und Hochschulen<br />

1 Gelegentlich wird auch vom „Neuen Steuerungsmodell“ gesprochen.

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