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Der Bologna-Prozess aus Sicht der Hochschulforschung

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Seite 218 | Nach <strong>der</strong> Reform ist vor <strong>der</strong> Reform<br />

Nach <strong>der</strong> Reform ist vor <strong>der</strong> Reform – Studienqualität<br />

vor und nach <strong>Bologna</strong><br />

Tino Bargel<br />

Abstract<br />

<strong>Der</strong> <strong>Bologna</strong>-<strong>Prozess</strong> ist heftig umstritten, bis hin zu demonstrativen Protesten von<br />

Studierenden und Rücktritten von Professor(inn)en. In dieser heißen Debatte zwischen<br />

bunten Versprechungen und grobem Verriss scheint es angebracht, die Befunde <strong>der</strong><br />

empirischen <strong>Hochschulforschung</strong> heranzuziehen, etwa des Studierendensurveys o<strong>der</strong> des<br />

Studienqualitätsmonitors.<br />

Auf dieser Grundlage sollen Befunde zu fünf zentralen Punkten <strong>der</strong> Auseinan<strong>der</strong>setzung um<br />

<strong>Bologna</strong> und Bachelor vorgelegt werden: (1) zur Studierbarkeit, inklusive Zeitbudget und<br />

Studiendauer, (2) zur Studienqualität, inklusive Forschungs- und Praxisbezug, (3) zur Berufsbefähigung<br />

und zum Studienertrag (etwa „Employability“ und „Citizenship“), (4) zur<br />

Auslandsmobilität sowie (5) zur sozialen Fairness für Bildungsaufsteiger(innen) (auch beim<br />

Auslandsstudium o<strong>der</strong> beim Übergang zum Master).<br />

Die Befunde <strong>der</strong> <strong>Hochschulforschung</strong> sprechen dafür, den <strong>Bologna</strong>-<strong>Prozess</strong> fortzuführen und<br />

an <strong>der</strong> Gestaltung des Europäischen Hochschulraumes verstärkt mitzuwirken. Bei den<br />

Bachelorstudiengängen sind dafür aber eine Reihe von Reparaturen und Rekonstruktionen<br />

durchzuführen, etwa bei den Regularien und Prüfungssystemen, bei Auslandsstudium und<br />

Internationalität, beim Übergang zum Master. Auch ein Überdenken <strong>der</strong> leitenden Prinzipien<br />

erscheint notwendig: weg von Standards, Rankings und peniblen Bemessungen hin zu<br />

kreativer Vielfalt, zu Forschungsbezug und Professionalität, zu Internationalität und<br />

Autonomie im Studium.<br />

1. <strong>Bologna</strong>-<strong>Prozess</strong> als Reformprozess<br />

<strong>Der</strong> <strong>Bologna</strong>-<strong>Prozess</strong> ist heftig umstritten, bis hin zu demonstrativen Protesten von<br />

Studierenden und Rücktritten von Professor(inn)en. In dieser heißen Debatte zwischen<br />

bunten Versprechungen und grobem Verriss ist es nicht einfach, das Problembündel zu<br />

entwirren, zumal es sich um keinen gordischen Knoten handelt, den man einfach<br />

durchschlagen könnte. Da scheint es angebracht, die Befunde <strong>der</strong> empirischen <strong>Hochschulforschung</strong><br />

heranzuziehen, etwa des Studierendensurveys o<strong>der</strong> des Studienqualitätsmonitors,<br />

um zu klären, wie <strong>der</strong> <strong>Bologna</strong>-<strong>Prozess</strong> bislang von den Studierenden erfahren wird und wie<br />

dessen Studienqualität verbessert werden kann.<br />

Gleich zu Anfang des <strong>Bologna</strong>-<strong>Prozess</strong>es sahen wir uns einer vollmundigen Ankündigung<br />

gegenüber. <strong>Der</strong> <strong>Bologna</strong>-<strong>Prozess</strong> werde bis 2010 abgeschlossen sein, so lautete die<br />

Prognose. Das war und ist eine erhebliche Fehlspekulation, sowohl was die Dauer als auch<br />

was die Tiefe <strong>der</strong> Umbruchphase an den deutschen Hochschulen angeht. Diesen<br />

Wahrheiten müssen wir uns stellen: Erstens, „<strong>Bologna</strong>“ ist nicht so nebenbei zu haben und<br />

zweitens, Verän<strong>der</strong>ungen <strong>der</strong> Struktur bringen nicht mechanisch eine bessere<br />

Studienqualität hervor – das verlangt eigene Bemühungen.<br />

Insofern ist <strong>der</strong> Titel meines Beitrages ganz zutreffend: „Nach <strong>der</strong> Reform ist vor <strong>der</strong><br />

Reform“. Das gilt vor allem im Hinblick auf die Verbesserung <strong>der</strong> Studienqualität. Mittlerweile

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