29.10.2012 Aufrufe

Der Bologna-Prozess aus Sicht der Hochschulforschung

Der Bologna-Prozess aus Sicht der Hochschulforschung

Der Bologna-Prozess aus Sicht der Hochschulforschung

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

Seite 82 | Kompetenzorientierte Studiengangsentwicklung<br />

gesellschaftlicher, sozial-kultureller, wissenschaftlicher o<strong>der</strong> sonstiger Praxis; folglich sind<br />

auch die Lerngegenstände eines Studiums in <strong>der</strong> Regel Elemente einer solchen vorgängigen<br />

Praxis. <strong>Der</strong> <strong>Prozess</strong> des Studierens ist dabei nicht nur ein Erlernen von Ergebnissen dieser<br />

Praxis, son<strong>der</strong>n insbeson<strong>der</strong>e die reflektierte, auf Verstehens- und Erkenntnisprozessen<br />

basierende Einübung in diejenige Praxis, <strong>der</strong> die Lerngegenstände des Studiums<br />

entstammen. Studieren bedeutet den <strong>Prozess</strong> <strong>der</strong> reflektierten Auseinan<strong>der</strong>setzung mit <strong>der</strong><br />

jeweiligen Wissenschaftsdisziplin und ihren spezifischen Denkweisen, Methoden und<br />

Techniken.<br />

In <strong>der</strong> Diskussion über den universitären Bildungsauftrag im Allgemeinen und am Beispiel<br />

<strong>der</strong> Kompetenzorientierung im Beson<strong>der</strong>en wird die Frage mit verhandelt, inwiefern sich<br />

Universitäten auf die Pflege und lehrende Vermittlung von Wissenschaft (als spezifischer<br />

Praxis) beschränken können, o<strong>der</strong> ob sie darüber hin<strong>aus</strong>gehend auch einen Auftrag haben,<br />

zu verantwortlichem Handeln zu befähigen bzw. auf bestimmte Formen <strong>der</strong> Beruflichkeit<br />

vorzubereiten. 5<br />

Kompetenzorientierung im Studium erlaubt mindestens folgende Auslegungsoptionen:<br />

1. <strong>Der</strong> Auf- und Ausbau von Kompetenzen für Wissenschaft (als spezifische Praxis).<br />

2. <strong>Der</strong> Erwerb von Kompetenzen durch Wissenschaft für solche Tätigkeitsfel<strong>der</strong>, in<br />

denen wissenschaftliches Wissen und wissenschaftliche Methoden unmittelbar o<strong>der</strong><br />

mittelbar eingesetzt werden – Kompetenzorientierung als Zugriff auf den<br />

instrumentellen Charakter von Wissenschaft und ihrer Methoden, Konzepte und<br />

Wissensbestände.<br />

3. <strong>Der</strong> Auf- und Ausbau von Kompetenzen durch das Studium insgesamt, inklusive<br />

einer studienbegleitenden expliziten För<strong>der</strong>ung von tätigkeitsbezogenen<br />

Schlüsselkompetenzen und durch die För<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Persönlichkeit <strong>der</strong><br />

Studierenden für anspruchsvolle Tätigkeiten in Wirtschaft, Technik, Politik, Recht,<br />

Verwaltung, Bildung, Beratung, Seelsorge, Kunst, Kultur und Gestaltung, Medien,<br />

Medizin und Gesundheitswesen usw. – Kompetenzorientierung als Vorbereitung auf<br />

Handlungsanfor<strong>der</strong>ungen wissenschaftlich bzw. akademisch orientierter spezifischer<br />

Tätigkeitsfel<strong>der</strong>, wobei hier gilt, dass gerade diese Tätigkeitskomplexe zum Teil<br />

mehr verlangen als lediglich die subjektive Verfügbarkeit über Kompetenzen als<br />

individuelle Handlungsdisposition.<br />

4. Die studienbegleitende Vorbereitung auf die Anfor<strong>der</strong>ungen des realen Arbeitsalltags<br />

durch För<strong>der</strong>ung von Selbst-, Sozial- und Teamkompetenzen, Medien- und<br />

Methodenkompetenzen, ergänzend zu den Fachkompetenzen in <strong>aus</strong>drücklich<br />

hierauf bezogenen Lernsettings – Kompetenzorientierung als Betonung <strong>der</strong><br />

„Employability“ <strong>der</strong> Studierenden.<br />

5 Pasternack (2001, S. 268) etwa definiert den Bildungsauftrag <strong>der</strong> Hochschulen so, dass „Hochschulbildung (…)<br />

die Aufgabe zu[wächst], sozialverträgliche Handlungsfähigkeit innerhalb exponentiell wachsen<strong>der</strong> Komplexitäten<br />

zu vermitteln. Das heißt: Zu vermitteln ist die Befähigung zum Entscheiden und Handeln auf <strong>der</strong> Grundlage<br />

möglichst gefahrenneutraler situationsunmittelbarer Komplexitätsreduktion.“

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!