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Der Bologna-Prozess aus Sicht der Hochschulforschung

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Studiengestaltung und Studierverhalten | Seite 69<br />

Studien ebenfalls Zeitbudgets erhoben wurden (z.B. Blüthmann/Ficzko/Thiel 2006), geschah<br />

dies auf Papier, entwe<strong>der</strong> mit kategoriellen Vorgaben o<strong>der</strong> als Freitexteintrag, wobei die<br />

Tagebücher nach einer vorher bestimmten Zeit eingesammelt wurden. Die Einträge wurden<br />

in <strong>der</strong> Regel nicht unmittelbar nach Eintrag kontrolliert. Um Nachteile wie diese zu<br />

vermeiden, haben wir uns für eine Datenbank-basierte Onlinelösung entschieden.<br />

Gegen Befragungen sprechen die Verfälschung durch Erinnerung bei <strong>der</strong> Erhebung von<br />

Zeitdaten in bzw. nach größeren Zeitabständen (Brint/Cantwell 2008; Stinebrickner/<br />

Stinebrickner 2004; Statistisches Bundesamt 2001, S. 429) und insbeson<strong>der</strong>e bei Bildung als<br />

einem hoch geschätzten Gut die Verzerrung durch soziale Erwünschtheit (Wilhelm/Wingerter<br />

2004). Dazu zwei Beispiele:<br />

� Frank Multrus, Tino Bargel und Michael Ramm (2008) fragen im 10. Studierendensurvey<br />

„Wie viele Stunden wenden Sie in einer Woche des laufenden Semesters<br />

durchschnittlich für folgende Tätigkeiten auf?“. Es folgen dann Items zu<br />

Lehrveranstaltungen, Arbeitsgruppen, Selbststudium, Studium im weiteren Sinn<br />

sowie sonstigem studienbezogenen Aufwand, Kin<strong>der</strong>betreuung, Beschäftigung als<br />

Hilfskraft/Tutor(in) und an<strong>der</strong>er Erwerbstätigkeit. Abgesehen davon, dass diese<br />

Kategorien nicht überschneidungsfrei sind und diese Frage sich sprachlich auf das<br />

Semester und folglich in <strong>der</strong> Wahrnehmung <strong>der</strong> Befragten vermutlich lediglich auf<br />

die Vorlesungszeit bezieht, verlangt die Frage eine Erinnerung an die<br />

Wochenlernzeit unterglie<strong>der</strong>t nach den nicht überschneidungsfreien Kategorien.<br />

Dass dabei überhöhte Werte von 33-36 Stunden und mehr her<strong>aus</strong>kommen, dürfte<br />

nicht verwun<strong>der</strong>n.<br />

� Die 19. Sozialerhebung 2009 des Deutschen Studierendenwerks und HIS<br />

(DSW/HIS 2010, S. 317) ermittelt für das Erststudium ebenfalls einen Mittelwert von<br />

36 Stunden pro Woche (18 Stunden Präsenz plus 18 Stunden Selbststudium), bei<br />

großen Stichproben mit konstant ähnlichen Werten zwischen 34 und 37 Stunden<br />

seit 1991. Die Frage <strong>aus</strong> <strong>der</strong> Fragebatterie <strong>der</strong> 19. Sozialerhebung ist noch<br />

schlichter als die <strong>aus</strong> dem 10. Studierendensurvey „Wie viele Stunden haben Sie im<br />

Sommersemester 2009 während <strong>der</strong> letzten für Sie typischen Semesterwoche<br />

täglich für folgende Aktivitäten aufgewandt?“ und sie wird begleitet durch die<br />

Auffor<strong>der</strong>ung, die Zeitangaben „Bitte auf volle Stunden runden!“. Die Formulierung<br />

<strong>der</strong> Frage unterstellt, dass alle Tage gleich sind, sonst würde es keinen Sinn<br />

machen, die Zeitabgaben für „täglich“ zu erfragen. Genau das ist aber bei allen<br />

Studierenden und Studiengängen nicht <strong>der</strong> Fall. Was eine typische Woche sein soll,<br />

ist zudem im Bachelor nicht mehr klar, da die <strong>Bologna</strong>-Struktur die vorlesungsfreie<br />

Zeit mit in die Workload einbezieht.<br />

Wir haben es – nicht nur aufgrund dieser beiden misslungenen Fälle, son<strong>der</strong>n <strong>aus</strong> grundsätzlicheren<br />

Erwägungen – für sinnvoll erachtet, eine an<strong>der</strong>e Methode als die Befragung zu<br />

wählen, um die Workload zu ermitteln: die Zeitbudget-Methode. Das Beson<strong>der</strong>e <strong>der</strong><br />

Zeitbudget-Methode in ZEITLast besteht darin, dass<br />

� es sich um eine Online-Datenerhebung handelt, die die Studierenden von jedem Ort<br />

<strong>aus</strong> je<strong>der</strong>zeit aufrufen konnten,<br />

� sämtliche Kategorien des Studiums in <strong>der</strong> Software modelliert waren und nur <strong>aus</strong><br />

Menüs aufgerufen werden mussten, was für die Teilnehmerinnen und Teilnehmer<br />

an <strong>der</strong> Studie die Zeit des Eintragens enorm verkürzte,

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