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Der Bologna-Prozess aus Sicht der Hochschulforschung

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Seite 80 | Kompetenzorientierte Studiengangsentwicklung<br />

2. Bildungstheoretische Perspektiven 1<br />

2.1. Präzisierung des Kompetenzbegriffs<br />

<strong>Der</strong> Begriff Kompetenz ist verbreitet, wird aber durch<strong>aus</strong> unterschiedlich verwendet.<br />

Mindestens ist „ein Individuum (...) dann kompetent, wenn es fähig ist, etwas Bestimmtes zu<br />

tun“ (Maag Merki 2009, S. 493). Kompetenz ist – wenigstens – die Fähigkeit zur erfolgreichen<br />

Bewältigung von Anfor<strong>der</strong>ungen in spezifischen Situationen. Ansonsten aber ist <strong>der</strong><br />

Kompetenzbegriff „theorierelativ, d.h. er hat nur innerhalb <strong>der</strong> spezifischen Konstruktion einer<br />

Theorie von Kompetenz eine definierte Bedeutung.“ (Erpenbeck/von Rosenstiel 2003,<br />

S. XII.). 2<br />

Innerhalb dieser Kompetenzdiskurse ist <strong>der</strong> Kompetenzbegriff durch die Triade Person (a) –<br />

Profession (b) –Tätigkeit (c) konfigurierbar, 3 denn Kompetenzen lassen sich intrapersonal,<br />

transpersonal und interaktional (re-)konstruieren:<br />

a. „Kompetenz“ ist ein Dispositionsbegriff. Als Dispositionen sind Kompetenzen an die<br />

Person gebunden. Unter Dispositionen ist „die Gesamtheit <strong>der</strong> bis zu einem<br />

bestimmten Handlungszeitpunkt entwickelten inneren Vor<strong>aus</strong>setzungen zur<br />

psychischen Regulation <strong>der</strong> Tätigkeit“ zu verstehen (Kossakowski 1981, S. 58, zit.<br />

n. Erpenbeck/Heyse 2007, S. 136), wobei Kompetenznive<strong>aus</strong> und Kompetenzprofile<br />

individuumspezifisch <strong>aus</strong>geprägt sind.<br />

Nach Erpenbeck/Heyse (2007) ruhen Kompetenzen – verstanden als Dispositionen<br />

zum selbstorganisierten Handeln – auf personalen Eigenschaften, sie werden von<br />

Wissen fundiert, durch Werte und Haltungen konstituiert, als Fähigkeiten disponiert,<br />

durch Erfahrungen konsolidiert und aufgrund von Willen bzw. Motiven realisiert.<br />

Kompetentes Handeln schließt also den Einsatz von Wissen, von kognitiven und<br />

praktischen Fähigkeiten gen<strong>aus</strong>o ein wie soziale und Verhaltenskomponenten,<br />

Haltungen, Werte, Motive und Absichten; zudem beeinflussen Erfahrungen und<br />

Selbstkonzepte das individuelle Handeln (vgl. Maag Merki 2009, S. 494).<br />

Eine theoretische Kernidee des Kompetenzbegriffes besteht darin, die<br />

Ganzheitlichkeit und das gegenseitige „Verwiesensein“ dieser Komponenten<br />

aufeinan<strong>der</strong> konzeptuell zu erfassen, denn es ist erst das spezifische<br />

Zusammenspiel von Wissen, Fähigkeiten, Fertigkeiten, personalen Eigenschaften,<br />

Erfahrungen und Motivstrukturen, die eine Kompetenz <strong>aus</strong>machen, ohne dass diese<br />

sich auf ihre einzelnen Bestandteile reduzieren ließe, obwohl die Beschreibung von<br />

Kompetenzen stets auf diese B<strong>aus</strong>teine zurückgreifen muss.<br />

1 Dieser Abschnitt fasst Überlegungen und Untersuchungsergebnisse zusammen, die an verschiedenen Stellen<br />

vorgestellt wurden (vgl. Rhein 2010a; Rhein 2010b; Rhein/Kruse 2010; Rhein (im Erscheinen); Kruse/Rhein<br />

(eingereicht)).<br />

2 Zu erwähnen bleibt, dass diese Konzeptualisierung von Kompetenz schon auf das Können fokussiert. Noch<br />

grundsätzlicher weist Marquard (1974, S. 341) darauf hin, dass „Kompetenz (..) offenbar irgendwie zu tun [hat]<br />

mit Zuständigkeit und mit Fähigkeit und mit Bereitschaft und damit, dass Zuständigkeit, Fähigkeit und Bereitschaft<br />

sich in Deckung befinden (...).“ Es geht also auch um ein Zusammenspiel von Können, Dürfen und Wollen.<br />

3 Vgl. zu dieser Triade auch Rappe-Giesecke (2008, S. 35), die – im Kontext von Beratung – den „Klienten<br />

berufsbezogener Einzelberatung (...) als das emergente Produkt des Zusammenwirkens <strong>der</strong> drei Dimensionen<br />

Person, Inhaber einer Funktion [und] Angehöriger einer Profession“ modelliert.

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