Der Bologna-Prozess aus Sicht der Hochschulforschung
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Seite 204 | Professionalisierung <strong>der</strong> Universitäten<br />
Professionalisierung <strong>der</strong> Universitäten an den<br />
Schnittstellen von Lehre, Forschung und Verwaltung<br />
Nadine Merkator, Christian Schneij<strong>der</strong>berg<br />
Abstract<br />
In den vergangenen Jahren hat die Zahl wissenschaftlich qualifizierter Personen an<br />
Hochschulen deutlich zugenommen, die selbst nicht primär in Forschung und Lehre tätig<br />
sind, aber Entscheidungen des Managements sachkundig vorbereiten, Dienstleistungen<br />
etablieren und die Kernprozesse <strong>der</strong> Hochschulen – Forschung, Lehre und Studium – aktiv<br />
mitgestalten. Dieser Personenkreis wird unter dem Begriff „Hochschulprofessionen“<br />
(HOPROs) subsummiert. In diesem Artikel wird näher auf die Begriffsbestimmung <strong>der</strong><br />
HOPROs eingangenen und die ersten Ergebnisse des BMBF-geför<strong>der</strong>ten Projekts „Die Rolle<br />
<strong>der</strong> neuen Hochschulprofessionen für die Neugestaltung von Lehre und Studium (HOPRO)“<br />
vorgestellt In dem Projekt wurde dieser Personenkreis vollständig und vertiefend untersucht.<br />
Das Projekt wird am Internationalen Zentrum für <strong>Hochschulforschung</strong> <strong>der</strong> Universität Kassel<br />
(INCHER-Kassel) durchgeführt und von Prof. Dr. Babara M. Kehm und Prof. Dr. Ulrich<br />
Teichler geleitet.<br />
1. Einleitung<br />
Die wachsenden Anfor<strong>der</strong>ungen an die Hochschulen, wie z.B. gestiegene Autonomie und<br />
verstärkte Wettbewerbssituation, führten in den letzten Jahren zu einem stetigen<br />
Verän<strong>der</strong>ungsprozess. Im sozialen Gebilde <strong>der</strong> Universität werden verstärkt aufgabenorientierte<br />
Strukturen und <strong>Prozess</strong>e <strong>aus</strong>gebildet, das heißt Zwecksetzungen funktional<br />
spezifiziert. Nicht nur die Hochschulleitung entwickelt sich von <strong>der</strong> traditionellen Selbstverwaltung<br />
hin zum stark an Managementprinzipien orientierten Verwaltungsmodell (New<br />
Public Management) (Kehm/Lanzendorf 2006; de Boer/En<strong>der</strong>s/Schimank 2007). Die<br />
Universität als Ganzes fungiert zunehmend auch als Serviceeinrichtung (Finklestein/<br />
Schuster 2001; Coaldrake 2000; Cummings 1998; Macfarlane 2011), die den Regeln<br />
mo<strong>der</strong>ner Organisationen folgt. Neben den Primärfunktionen von Forschung, Lehre und<br />
Weiterbildung rücken unterstützende Funktionen für das konsekutive Gestalten und Gelingen<br />
von Hochschule in den Vor<strong>der</strong>grund (Teichler 2003, 2008). Notwendig gewordene Aufgaben<br />
wie Qualitätsmanagement, Personalentwicklung, Fachbereichsleitung etc. können nicht mehr<br />
alleine von den Wissenschaftler(inne)n o<strong>der</strong> <strong>der</strong> klassischen Verwaltungsebene erfüllt<br />
werden. Ehemals randständige Tätigkeiten nehmen an Bedeutung zu, Stellen und Positionen<br />
werden geschaffen und die Professionalisierung dieser Bereiche vorangetrieben. Dieselbe<br />
Entwicklung zeigt sich nicht nur im Bereich <strong>der</strong> Verwaltung, son<strong>der</strong>n auch auf <strong>der</strong> Ebene von<br />
Studium und Lehre. Bedingt durch die Studienreformen (u.a. <strong>Bologna</strong>-<strong>Prozess</strong>) <strong>der</strong> letzten<br />
Jahre entstanden ebenfalls zusätzliche neue Berufsrollen, <strong>der</strong>en Aufgabenfel<strong>der</strong> sich explizit<br />
mit Verbesserungen <strong>der</strong> Lehr- und Studiensituation befassen. Beispiele hierfür sind unter<br />
an<strong>der</strong>em die Bereiche Akkreditierung, curriculare Gestaltung, Lehrevaluation o<strong>der</strong><br />
studentische Mobilität.<br />
Die Weiterentwicklung dieser teilweise neuen Berufsfel<strong>der</strong> wird zum Großteil von hochqualifizierten<br />
Angestellten getragen, die im Zusammenspiel mit den klassischen<br />
Wissenschaftler(inne)n bei <strong>der</strong> Professionalisierung <strong>der</strong> Hochschulen eine entscheidende