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Der Bologna-Prozess aus Sicht der Hochschulforschung

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Institutionelle Rahmenbedingungen | Seite 195<br />

hin<strong>aus</strong> haben wir drei Universitäten <strong>aus</strong>gewählt, die in Forschung und Lehre gleichermaßen<br />

<strong>aus</strong>gewiesen sind, ohne dass sie einer <strong>der</strong> beiden an<strong>der</strong>en Gruppen zuzuordnen sind.<br />

Im Teilprojekt I wurden an je<strong>der</strong> <strong>der</strong> untersuchten Hochschulen Interviews mit<br />

Vertreter(inne)n <strong>der</strong> Hochschulleitung, <strong>der</strong> Einrichtungen zur Qualitätssicherung, <strong>der</strong><br />

hochschuldidaktischen Einrichtungen und zum Teil auch <strong>der</strong> Personalentwicklung bzw.<br />

Nachwuchsför<strong>der</strong>ung durchgeführt. Insgesamt wurden 39 Personen befragt. Die Interviews<br />

wurden im Zeitraum von Februar bis November 2010 durchgeführt, aufgezeichnet und<br />

anschließend vollständig transkribiert. Mithilfe des Datenprogramms MAXQDA wurden sie<br />

später qualitativ-inhaltsanalytisch <strong>aus</strong>gewertet.<br />

Zur Erfassung <strong>der</strong> individuellen Perspektive (Teilprojekt II) wurde an acht dieser neun<br />

Hochschulen in Absprache mit <strong>der</strong> jeweiligen Hochschulleitung zunächst eine Onlinebefragung<br />

<strong>der</strong> Nachwuchswissenschaftler(innen) durchgeführt. Die Einladung zur Teilnahme<br />

an dieser Befragung wurde über h<strong>aus</strong>interne Verteiler versendet und richtete sich an den<br />

gesamten lehrenden Mittelbau. Bis dato nahmen 600 Nachwuchswissenschaftler(innen) mit<br />

einem durchschnittlichen Alter von 32,7 Jahren an <strong>der</strong> Befragung teil. Davon waren 47,0 %<br />

weiblich und 37,5 % promoviert. Die überwiegende Mehrheit (89,3 %) verfügt über einen<br />

befristeten Arbeitsvertrag. 65,8 % sind auf Landesstellen beschäftigt, 32,2 % in Drittmittelprojekten.<br />

8,3 % <strong>der</strong> Befragten geben an, <strong>aus</strong> Studiengebühren finanziert zu werden. Die<br />

Teilnehmer(innen) verteilen sich auf die Fächergruppen Geisteswissenschaften (20,3 %),<br />

Wirtschafts- und Sozialwissenschaften (33,8 %) sowie Ingenieurs- und Naturwissenschaften<br />

(45,9 %). Aus dieser Gesamtstichprobe wurde eine Intensivstichprobe (N = 12) gezogen.<br />

Ausgewählt wurden Nachwuchswissenschaftler(innen), die sich entwe<strong>der</strong> beson<strong>der</strong>s gering<br />

o<strong>der</strong> beson<strong>der</strong>s stark durch Zielkonflikte belastet fühlen. Mit diesen wurde ein<br />

leitfadengestütztes Interview durchgeführt, um näheren Aufschluss über Determinanten des<br />

individuellen Umgangs mit multiplen Zielen zu erlangen. Die detaillierte Auswertung dieser<br />

Daten steht <strong>der</strong>zeit noch <strong>aus</strong>.<br />

3. Perspektive <strong>der</strong> Organisation – die Hochschulleitungen<br />

Die befragten Hochschulvertreter(innen) berichten durchgängig, dass sich aufgrund<br />

hochschulpolitischer und gesellschaftlicher Entwicklungen die Bandbreite und die<br />

Komplexität <strong>der</strong> Ziele deutscher Universitäten deutlich <strong>aus</strong>geweitet hätten. Dies wird vor<br />

allem auf eine erhöhte Erwartungshaltung von Seiten <strong>der</strong> Politik, <strong>der</strong> Medien, <strong>der</strong> Wirtschaft<br />

und <strong>der</strong> Öffentlichkeit im Allgemeinen zurückgeführt. Betont wird ferner, dass Universitäten in<br />

einem nationalen und internationalen Wettbewerb um Drittmittel, (Nachwuchs-) Wissenschaftler(innen)<br />

und Studierende stünden. Zusätzlich würde von Universitäten gefor<strong>der</strong>t,<br />

interdisziplinäre Forschungsverbünde und Studiengänge aufzulegen, Querschnittsthemen<br />

wie Gen<strong>der</strong> Mainstreaming und Diversity zu verfolgen, Kooperationen mit <strong>der</strong> Wirtschaft zu<br />

etablieren und Angebote <strong>der</strong> wissenschaftlichen Weiterbildung breitzustellen.<br />

Grundsätzlich sehen sich die Hochschulleitungen als steuernde Instanz für die gesamte<br />

Organisation Hochschule, verweisen jedoch häufig auf äußere und innere Umstände, die<br />

eine zentrale Steuerung erschweren o<strong>der</strong> sogar unmöglich machen. Dabei sind drei<br />

Kernaspekte voneinan<strong>der</strong> zu unterscheiden, die die Wahrnehmung und Bewältigung von<br />

multiplen Anfor<strong>der</strong>ungen und Zielkonflikten charakterisieren: (a) begrenzte finanzielle<br />

Ressourcen, (b) das mit den Beson<strong>der</strong>heiten <strong>der</strong> Hochschulgovernance zusammenhängende<br />

Selbstverständnis <strong>der</strong> Hochschulen sowie (c) Lehre und Forschung als

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