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Der Bologna-Prozess aus Sicht der Hochschulforschung

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Seite 48 | Bestandsaufnahme in 48 europäischen Hochschulsystemen<br />

<strong>aus</strong>. Sie variieren in Abhängigkeit von den Systemen, Hochschulen, Studiengängen und <strong>der</strong><br />

Herkunft <strong>der</strong> Studierenden.<br />

Insgesamt sagen uns die vorliegenden Daten weit mehr über politische Maßnahmen und<br />

Gesetzesän<strong>der</strong>ungen als über die tatsächlichen Erfahrungen Studieren<strong>der</strong>. Viele<br />

Informationen weisen sogar auf eine beträchtliche Kluft zwischen beidem hin.<br />

Da zu etlichen Wirkungsbereichen des <strong>Bologna</strong>-<strong>Prozess</strong>es auf Studierende immer noch<br />

europaweit vergleichbare, abgesicherte Daten fehlen, sind wir Gerüchten und Stimmungen<br />

überlassen, wie sie in nationalen Medien kolportiert werden. Das ist eine sehr<br />

unbefriedigende Situation angesichts <strong>der</strong> Tatsache, dass fast alle Maßnahmen des <strong>Bologna</strong>-<br />

<strong>Prozess</strong>es letztlich dazu gedacht sind, die Erfahrungen Studieren<strong>der</strong> und die Chancen von<br />

Hochschulabsolvent(inn)en zu verbessern, sowie angesichts <strong>der</strong> immensen Anstrengungen,<br />

die ihre Umsetzung erfor<strong>der</strong>t und den beträchtlichen Hoffnungen, die in „<strong>Bologna</strong>“ gesetzt<br />

werden. Um dieses Problem zu beheben, braucht es vor allem drei Dinge:<br />

Die am <strong>Bologna</strong>-<strong>Prozess</strong> Beteiligten sind erstens aufgefor<strong>der</strong>t, die tatsächlich intendierten<br />

Wirkungen <strong>der</strong> gefor<strong>der</strong>ten Maßnahmen auf Studierende expliziter zu formulieren, statt sie<br />

als selbstverständlich anzunehmen, und Messgrößen zu vereinbaren, anhand <strong>der</strong>er <strong>der</strong><br />

Grad <strong>der</strong> Zielerreichung überprüft werden kann.<br />

Zweitens ist in <strong>der</strong> Hochschulpolitik eine größere Sensibilität vonnöten für die mögliche Kluft<br />

zwischen gesetzlichen Än<strong>der</strong>ungen und <strong>der</strong>en praktischer Umsetzung. Ziel sollte sein,<br />

hochschulpolitische Reformen künftig so zu formulieren, dass sie auch die gewünschten<br />

Wirkungen nach sich ziehen.<br />

Mit <strong>der</strong> systematischen Sammlung von Studierenden- und Absolventendaten für den<br />

europäischen Hochschulraum sollte umgehend begonnen werden, damit wir die relevanten<br />

Fragen in <strong>der</strong> Zukunft beantworten können: Profitieren Studierende von den Maßnahmen?<br />

Wie verän<strong>der</strong>n sich die Studienerfahrungen und wie „europäisch“ sind sie? Welche<br />

studentischen Mobilitätsmuster lassen sich beobachten? Wie ist es um die Mobilität<br />

zwischen Bachelor- und Masterstudiengängen bestellt, was den Wechsel <strong>der</strong> Studienrichtung,<br />

<strong>der</strong> Hochschule und des Hochschulsystems betrifft? Wie hoch ist die Mobilität von<br />

Hochschulabsolvent(inn)en im europäischen Hochschulraum?<br />

<strong>Der</strong> Umsetzung <strong>der</strong> For<strong>der</strong>ung nach mehr systematischen Daten steht die Tatsache<br />

entgegen, dass dem europäischen Hochschulraum keine übergeordnete politische Instanz<br />

entspricht, welche die Finanzierung einer solchen Datenerhebung und darauf basieren<strong>der</strong><br />

Studien zu ihrem Anliegen macht. Es bleibt die Frage, ob sich die am <strong>Bologna</strong>-<strong>Prozess</strong><br />

beteiligten Staaten zu einer solchen gemeinsamen Finanzierung durchringen können, o<strong>der</strong><br />

ob die Europäische Union in die Lücke springt. Ohne eine solche Initiative wird die<br />

europaweite Evaluation <strong>der</strong> Wirkungen des größten europäischen Hochschulreformprojekts<br />

extrem lückenhaft bleiben. Selbst<strong>aus</strong>künfte <strong>der</strong> Repräsentant(inn)en beteiligter nationaler<br />

Systeme – wie dies bei Stocktaking <strong>der</strong> Fall ist – können jedenfalls keinen Ersatz für diese<br />

Daten liefern, auch wenn auch diese Form <strong>der</strong> Erhebung sich erheblich verbessern lässt,<br />

woran beispielsweise Eurydice auch schon arbeitet.

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