Der Bologna-Prozess aus Sicht der Hochschulforschung
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Seite 228 | „Gute Lehre“ <strong>aus</strong> <strong>Sicht</strong> von Hochschulleitungen und Neuberufenen<br />
� Zum Zweiten soll die Motivlage und die Anreizsituation zur Erbringung von<br />
Lehrleistungen sowohl <strong>aus</strong> <strong>der</strong> <strong>Sicht</strong> von neuberufenen Professor(inn)en als auch<br />
<strong>aus</strong> <strong>der</strong> <strong>Sicht</strong> von Hochschulleitungen beschrieben (und anschließend kontrastiert)<br />
werden.<br />
� Drittens sollen Erkenntnisse zur handlungsleitenden Funktion von Anreizen für<br />
die Lehre theoriegeleitet gewonnen, d.h. Bedingungen des Lehrengagements von<br />
Neuberufenen her<strong>aus</strong>gearbeitet werden (Personenfaktoren, monetäre und nichtmonetäre<br />
Anreize, standortspezifische Inplacement-Maßnahmen).<br />
� Unter einem praxeologischen Aspekt soll ein Bezugsrahmen zur Beeinflussung des<br />
Lehrverhaltens erarbeitet werden. Er wird evidenzbasierte Handlungsempfehlungen<br />
sowohl zu „guter Lehre“ als auch zu Anreiz- und Inplacement-<br />
Konzepten enthalten.<br />
2.3. Referenzrahmen<br />
Um den Status quo beschreiben und in seinen Konsequenzen nachzeichnen zu können,<br />
greift das MogLI-Projekt auf zwei theoretische Ansätze zurück (s. Wild et al. 2010):<br />
� Aus <strong>der</strong> auch in <strong>der</strong> betriebswirtschaftlichen Personallehre etablierten Anreiz-<br />
Beitrags-Theorie (zusammenfassend Martin 2004) lassen sich Thesen über die<br />
verhaltenswirksame Kraft von Konzepten zu „guter Lehre“ und zum Inplacement<br />
ableiten sowie begründen. Darüber hin<strong>aus</strong> thematisiert dieser Ansatz das Verhältnis<br />
von „objektiven“ (Lehr-) Anreizen und persönlichen Kosten-Nutzen-Kalkülen in einer<br />
differenzierten Weise, sodass gängige aber u.U. kontraproduktive Kontrastierungen<br />
(z.B. zwischen den Folgen monetärer und immaterieller Anreize) überwunden<br />
werden (können).<br />
� Aus Ansätzen <strong>der</strong> psychologischen Motivationsforschung greifen wir die Self-<br />
Determination-Theorie (siehe Deci/Ryan 2000) her<strong>aus</strong>, die sich in relevanten<br />
Anwendungskontexten (z.B. Schule, Unternehmen) bewährt hat. Sie erlaubt eine<br />
Differenzierung zwischen qualitativ unterschiedlichen Formen <strong>der</strong> Lehrmotivation<br />
und spezifiziert Kontextbedingungen, die für die Ausbildung wünschenswerter<br />
Motivlagen von Lehrenden sowie einer hohen affektiven Bindung (dem<br />
organisationalen Commitment) maßgeblich sein sollten.<br />
3. Methodisches Vorgehen<br />
Bislang sind empirisch gesicherte Erkenntnisse zum Entwicklungsstand universitärer<br />
Lehrkonzepte, zu Motivlagen und Anreizsystemen sowie zum Inplacement an deutschen<br />
Hochschulen rar (z.B. Becker/Probst 2004; Wilkesmann/Schmid 2010). Aus diesem Grund<br />
wurde eine Kombination von jeweils 1- bis 1,5-stündigen qualitativen Leitfadeninterviews<br />
mit 20 Hochschulleitungen und teilstandardisierten Interviews mit jeweils 20<br />
Neuberufenen 6 an diesen Standorten angestrebt.<br />
6 Gutachterempfehlungen folgend wurde versucht, zusätzlich eine kleinere Vergleichsgruppe von erfahreneren<br />
Professor(inn)en als Interviewpartner(innen) zu gewinnen. Es zeichnete sich jedoch rasch ab, dass die<br />
Teilnahmebereitschaft dieser Kolleg(inn)en standortübergreifend sehr niedrig <strong>aus</strong>geprägt war. Um nicht die<br />
Gesamt<strong>aus</strong>sagekraft <strong>der</strong> Ergebnisse durch empirisch schwer kontrollierbare, differenzielle<br />
Selbstselektionsprozesse zu schmälern, wurde daher die Befragung dieser „Alt-Berufenen“ eingestellt.