Der Bologna-Prozess aus Sicht der Hochschulforschung
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Qualitätsentwicklung und -steuerung | Seite 275<br />
Damit sind Kompetenzkonstrukte auf hoher Abstraktionsebene in <strong>der</strong> allgemeinen und<br />
beruflichen bildungswissenschaftlichen Diskussion dimensioniert.<br />
� Ebene <strong>der</strong> Kompetenzanfor<strong>der</strong>ungen: Lehren und Lernen, Prüfen, Beraten,<br />
Evaluieren, Innovieren, Professionsentwicklung: individuell, sozialkulturell,<br />
institutionell<br />
Mit dieser Ebene sind die Anfor<strong>der</strong>ungen <strong>aus</strong> <strong>der</strong> Praxis als Referenzpunkte <strong>der</strong><br />
Kompetenzkonstrukte benannt, die insbeson<strong>der</strong>e um die Dimensionen <strong>der</strong> Verantwortung<br />
und Zuständigkeit, in individueller, sozialkultureller und institutioneller <strong>Sicht</strong> angereichert, <strong>aus</strong><br />
<strong>der</strong> Professionalisierungsperspektive zu sehen sind.<br />
Sie sind die Basis für ein Rahmenmodell von übergreifen<strong>der</strong> formeller und informeller,<br />
selbstsorgen<strong>der</strong> und institutionell verantworteter Lehrkompetenzentwicklung.<br />
2.1. Rhizomatische Strukturierung von Lehrkompetenzentwicklung<br />
Die Auswertung <strong>der</strong> 21 Interviews mit Lehrenden im Teilprojekt in Dortmund legt im ersten<br />
Approach – wenn alle beobachteten Entwicklungsoptionen von informellen und formellen<br />
<strong>Prozess</strong>en einbezogen sind, einen Abschied von Annahmen vorgängiger Arbeiten über<br />
Lehrkompetenzentwicklung nahe: Lehrkompetenzentwicklung lässt sich verallgemeinert nicht<br />
als Lernprozess mit linearer Entwicklung (Kember 1997), nicht als Progression (Stes 2009),<br />
bestenfalls im Kontext hochschuldidaktischer Weiterbildung als Shift (Wildt 2004) von<br />
Konzept zu Konzept („from teaching to learning“, instruktionsorientiert zu lernorientiert usw.)<br />
beschreiben. Als Beschreibungsmodell erscheint ein Strukturierungsbild von Rhizom<br />
geeignet, das Knoten o<strong>der</strong> Ecken als Referenzpunkte und Bögen und Kanten als<br />
unidirektional o<strong>der</strong> bidirektional gerichtete Verbindungen in mehrdimensionaler Perspektive<br />
von Schichtungen und Anschlüssen aufweist. Vorgängige Strukturvorstellungen sind eher<br />
Bil<strong>der</strong> wie Schwämme, Wurzelgebilde o<strong>der</strong> Netze. Es zeigt sich, dass <strong>der</strong> Begriff „Struktur“<br />
eher eine problematische Wahl ist und „Strukturierung“ besser auf eine offene und<br />
dynamische Referenzierung und Entwicklungsoperationen verweist, die dafür vor allem ein<br />
Beschreibungspotenzial für eine strukturstarke Modellierung bereitstellt. Zwei Systeme<br />
solcher Referenzpunkte sollen <strong>aus</strong> den Modellierungen an selbstbeobachtenden und -<br />
beschreibenden Kompetenzbiografien von Lehrenden an dieser Stelle vorgestellt werden.<br />
2.2. Kompetenztypen – vertikale Profile<br />
Begreift man die Selbstbeschreibungen als Verdichtungen in vertikaler Perspektive,<br />
Abstraktionen reduziert um den Zeithorizont, lassen sich die folgenden Typisierungen<br />
vornehmen:<br />
Charismatische Fachwissenschaftler(innen): Motivation epistemologisch fundiert mit<br />
einer Karriere als Fachwissenschaftler(in), die/<strong>der</strong> Konzeptbestätigung sucht, in kritischen<br />
Situationen idiosynkratisch mit einer Lehrkonzeptorientierung an Meisterkursen, einem<br />
sokratischen Lehrverhalten und autodidaktischer Kompetenzerwerbsbiografie reagiert.<br />
Akademische Professionals: Motivation epistemologischer Emphase mit einer Karriere als<br />
akademischer Professional, an Konsolidierung orientiert, Konzept <strong>aus</strong> Profession<br />
gewinnend, korporiertes Verhalten, Lehr-Konzept Projektlernen, Lehrverhalten an Projektleitung<br />
orientiert und habitualisiert.