Handbuch freiheitlicher Politik
Ein Leitfaden für Führungsfunktionäre und Mandatsträger der Freiheitliche Partei Österreichs (4. Auflage/2013)
Ein Leitfaden für Führungsfunktionäre und Mandatsträger der Freiheitliche Partei Österreichs (4. Auflage/2013)
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Recht und Gerechtigkeit<br />
in Gefahr. Wir Österreicher leisten uns immer<br />
weniger Kinder. In den letzten zwanzig Jahren<br />
ist die Zahl der Einpersonenhaushalte von rund<br />
800.000 auf 1,240.000 gestiegen. Ein Trend zur<br />
Singularisierung dünnt das Unterstützungsnetzwerk<br />
unter nahen Angehörigen aus. Und<br />
wenn es keine nahen Angehörigen gibt, dann<br />
kann es auch keine Pflege durch nahe Angehörige<br />
geben.<br />
In der Vergangenheit wurden bei pflegebedürftigen<br />
Eltern grundsätzlich die Kinder zur<br />
Bezahlung der Pflege- und Betreuungsleisten<br />
herangezogen. Nach einer Serie von Anträgen<br />
der FPÖ im Nationalrat und nicht zuletzt durch<br />
den Druck tausender Betroffener sind nun Menschen<br />
mit Kindern gegenüber Kinderlosen nicht<br />
mehr benachteiligt. Es war für Eltern höchst<br />
unangenehm, wenn sie wussten, dass aufgrund<br />
der eigenen Pflegebedürftigkeit ihre Kinder, die<br />
sich vielleicht gerade eine Existenz aufbauen,<br />
die Schulden für das Haus oder die Wohnung<br />
abbezahlen oder für die Kosten der eigenen<br />
Kinder aufkommen müssen, zusätzlich belastet<br />
wurden. Diese Ungerechtigkeit wurde weitgehend<br />
beseitigt. Der bisherige Angehörigenregress<br />
wurde in den meisten Bundesländern<br />
gestrichen.<br />
Eine erhebliche Belastung für die Betroffenen<br />
und deren Familien gibt es aber noch immer.<br />
Wird eine Person pflegebedürftig und muss aus<br />
diesem Grund in einem Heim versorgt werden,<br />
dann wird nicht nur auf das Einkommen sondern<br />
auch auf das bestehende Vermögen, also<br />
beispielsweise auf das Einfamilienhaus, das<br />
man sich in jahrzehntelanger Arbeit erspart<br />
hat, zugegriffen. Den Bewohnern bleiben ein<br />
Taschengeld und ein kleiner Freibetrag für ein<br />
„ordentliches Begräbnis“.<br />
Einige Personen umgehen diese Belastung, indem<br />
das Eigentum frühzeitig den Kindern überschrieben<br />
wird. Wer aber plötzlich und unerwartet<br />
pflegebedürftig wird, wird diese Möglichkeit<br />
nicht nutzen können. Die Kinder verlieren so als<br />
Erben sogar das Elternhaus oder die Wohnung,<br />
in der sie aufgewachsen sind und ihre Kindheit<br />
verbracht haben.<br />
Wer auf bescheidenes Eigentum verzichtet und<br />
seine Ressourcen anderweitig verwendet oder<br />
wer sein Eigentum frühzeitig überträgt, ist also<br />
im Alter klar im Vorteil. Das kann keineswegs<br />
im Sinne der Gesellschaft sein und ist Basis für<br />
eine eklatante Ungleichbehandlung der Betroffenen.<br />
Um im Bereich der Pflege und Betreuung<br />
durch Angehörige auch fachliche Qualität sicherzustellen,<br />
sind Ausbildungsangebote zur<br />
Verfügung zu stellen. Hiezu sind Träger- Organisationen<br />
im Bereich der Gesundheits- und<br />
Sozialdienste ebenso einzubinden wie die Seniorenverbände.<br />
3.4.8) Grundrecht auf Pflege<br />
Der im Jänner 2005 vorgelegte Verfassungsentwurf<br />
des Österreich-Konvents enthält für<br />
den Bereich der Pflegevorsorge ein Recht auf<br />
soziale Sicherheit (Art. 63), das auch ein Recht<br />
auf angemessene Versorgung im Fall von Pflegebedürftigkeit<br />
umfasst. Weiters ist hier auch<br />
das Recht älterer Menschen auf ein würdiges,<br />
unabhängiges Leben, auf Teilnahme am politi-