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Theologinnen 23 - Konvent evangelischer Theologinnen

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Als Theologin in Malta …<br />

Heidemarie Wünsch<br />

Eine Pastorin ist auf Malta immer noch exotisch – obwohl ich nicht die erste war,<br />

als ich ab September 2008 zehn Monate lang zusammen mit meinem Mann die<br />

dortige „evangelisch-ökumenische Andreas-Gemeinde“ betreut habe.<br />

Die erste meiner drei Vorgängerinnen wurde 1992 vom damaligen Botschafter als<br />

„erste Priesterin nach 5000 Jahren begrüßt“. Eine nette Geschichte hat, wiederum<br />

ein Botschafter, zur zweiten aufgeschrieben: Nachdem er bei einem Empfang<br />

das junge Pfarrehepaar einer maltesischen Journalistin vorgestellt hatte, habe die<br />

ihn gefragt: „Ist das wirklich wahr: Zwei verheiratete Pfarrer, die miteinander<br />

schlafen?“ „Das sollten sie“, habe er geantwortet, „sie sind ja verheiratet“. Die<br />

dritte junge Kollegin war unverheiratet und wohl auch besonders attraktiv, jedenfalls<br />

klang das in Erinnerungen einiger katholischer Priester an.<br />

Vier Pastorinnen in nur 18 Jahren und alle in der kleinen Andreasgemeinde, die<br />

eigentlich nur eine Tochter der schottischen Gemeinde „St. Andrew`s Church“<br />

ist. Zu ihrer Gründung kam es nach der Wende, als recht viele Touristen aus der<br />

ehemaligen DDR Malta besuchten. Das empfanden der schottische Pfarrer und ein<br />

deutschstämmiger „Elder“ als missionarischen Auftrag. So wandten sie sich an die<br />

EKD mit der Bitte um Entsendung eines Pfarrers oder einer Pfarrerin.<br />

Da wenig Reaktion kam, stellten sie ihr Anliegen einem bayrischen Oberkirchenrat<br />

vor, der Malta kurz darauf besuchte. So kam es, dass ab 1991 jeweils für zwei<br />

Jahre ein Hilfsprediger/ eine Hilfspredigerin aus der bayrischen Landeskirche geschickt<br />

wurden, die dem schottischen Pfarrer zugewiesen waren. 2003 sah sich<br />

die bayrische Landeskirche finanziell dazu nicht mehr in der Lage. Nun sprang die<br />

EKD ein und schickt seitdem, immer für 10 Monate, einen Pensionär oder eine<br />

Pensionärin. Solche „10- Monatspfarrer“ werden inzwischen in viele Länder geschickt,<br />

überwiegend Touristenorte.<br />

Auch in Malta spielt die Touristenseelsorge eine Rolle. Es kommen zahlreiche<br />

kirchliche Gruppen, oft unterwegs „auf den Spuren des Apostels Paulus“ nach Malta.<br />

Die kommen zum Gottesdienst nach Valletta in eine stilvolle kleine Kapelle im<br />

Gemeindehaus der Schotten mit Kirchkaffee in einen „viktorianischen Wohnraum“.<br />

Oder sie kommen zu Besuch in die „Villa Joseph“, das repräsentative<br />

Pfarr-Gemeindehaus, wo sie auf der Terrasse mit Blick in den Apfelsinengarten<br />

über die Gemeinde, Leben in Malta, die vorgeschichtliche matriarchale Kultur und<br />

Paulus informiert, mit Kaffee und Kuchen beköstigt und um eine Spende gebeten<br />

werden.<br />

Aber „Malta“ ist nicht nur Touristenarbeit, sondern eine typische kleine Auslandsgemeinde.<br />

Da die Gemeinde das Kontinuum ist und jedes Jahr einen Pfarrer oder<br />

<strong>Theologinnen</strong> <strong>23</strong> / September 2010 129

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