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Theologinnen 23 - Konvent evangelischer Theologinnen

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Leichtgläubigkeit in finanziellen Angelegenheiten und durch einen Mangel an<br />

Dialog, d.h. ehrliche Kommunikation zwischen allen Ebenen. Eine Kirche, die<br />

sich so benimmt wie die Partei in der Zeit des Sozialismus, ist nicht lebensfähig<br />

in einem nach Demokratie strebenden Land.<br />

Die Lutherische Kirche wurde zunehmend autoritär geleitet, ihr hierarchischer<br />

Aufbau bedingte Subordination und Gehorsam. Auf der Verwaltungsebene ist<br />

explosionsartiger Zuwachs der Betreuungsgebiete festzustellen. Ein Konsistorium<br />

mit ca. 40 Mitgliedern steht einer Kirche mit insgesamt 40.000 Gemeindemitgliedern<br />

vor. Im Jahre 1944 leitete 1 Erzbischof mit noch 16 Männern die Lutherische<br />

Kirche Lettlands, die damals sicherlich 10mal so viele Mitglieder hatte.<br />

Es ist auch bedauernswert, dass eine Lutherische Landeskirche allmählich katholische<br />

Praktiken wiederbelebt – Gebrauch von Weihrauch, eine Schar Männer,<br />

die dem Pastor in der Art von Messdienern zur Seite steht, prachtvolle Gewänder,<br />

Bischofsweihen ähnlich einer Mönchsweihe, Prozessionen, Pilgerfahrten in<br />

Gedenken an Heilige (?), z.B. an den Missionar Meinhard. Wenn das Wort Gottes<br />

kraftlos geworden ist, versucht man mit Zeremonien zu imponieren. Seltsamerweise<br />

wird nicht an die Grundsätze der lutherischen Glaubensrichtung erinnert,<br />

man bevorzugt eine romantisierende Sicht auf die Anfänge, als das Territorium<br />

Lettlands mit Schwert und Feuer christianisiert wurde. Mit Luther begann die<br />

Emanzipation des christlichen Glaubens, nicht der Niedergang desselben.<br />

Im Jahre 2008 wurden alle Pastoren aufgefordert, über den Plan einer zentralen<br />

Gehaltskasse abzustimmen. Jede Gemeinde sollte einen Teil ihres Kirchenbesitzes<br />

verkaufen, das Geld zusammenlegen, einen Teil davon langzeitig in den Vereinigten<br />

Staaten anlegen, um von den Zinsen die Gehälter der Pastoren bezahlen<br />

zu können. Dieser Plan ist misslungen. Von den ca. 150 Dienst tuenden Pastoren<br />

stimmten nur 38 dem Plan zu, außerdem wurde kaum Grundbesitz verkauft.<br />

Stattdessen musste man Geld borgen, um die Pastorengehälter auszuzahlen.<br />

Der Erzbischof in Riga hat sich seit seiner Konsekration im Jahre 1993 geweigert,<br />

Frauen als Pastorinnen zu ordinieren, weil das seinem Gewissen entgegen stehe<br />

und nicht biblisch fundiert sei. So haben wir nur noch einen Rest von zwei Pastorinnen<br />

und einer Hilfspastorin, die als ordinierte Kräfte arbeiten. Darüber hinaus<br />

gibt es fünf Evangelistinnen, die die Aufgaben eines Pastors erfüllen. Von 29<br />

Evangelisten (niedrigste Stufe), die gesonderte Aufgaben haben unter der Leitung<br />

ihrer Pastoren oder Pröpste, sind 17 Frauen. Außerhalb Lettlands wurden<br />

10 junge Frauen – mit abgeschlossener theologischer Ausbildung an der Universität<br />

Riga – ordiniert und arbeiten als Pastorinnen in lettischen Gemeinden in<br />

verschiedenen Ländern, aber nicht in Lettland. Unverkennbar bastelt der Erzbischof<br />

an seiner Version einer männlichen Priesterkaste.<br />

144 <strong>Theologinnen</strong> <strong>23</strong> / September 2010

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