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Theologinnen 23 - Konvent evangelischer Theologinnen

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mit seinen guten natürlichen Häfen Schutz bot vor den Herbst- und Winterstürmen<br />

und ein zentraler Kultort für die Völker des Mittelmeerraumes war.<br />

Beeindruckende und viele Reste gibt es aus römischer Zeit, vor allem Katakomben.<br />

Eine Katakombenanlage heißt denn auch Paulus-Katakombe, obwohl sie erst<br />

im 3. Jahrhundert angelegt worden sein dürfte. Aber mit „Paulus“ wird in Malta<br />

vieles verknüpft; die Bucht in der er nach Apostelgeschichte 26 gestrandet ist,<br />

heißt „St. Paul‘s Bay“, die Inseln davor Paulusinseln, es gibt eine Grotte, in der er<br />

versteckt gewesen sein soll und Reste des Hauses, in dem er den späteren Bischof<br />

getauft haben soll. Paulus ist sozusagen zum Nationalheiligen der Insel geworden<br />

und die beiden Heiligentage an denen seiner gedacht wird: 10. Februar „Schiffbruch-Tag“<br />

und 30. Juni „Peter und Paul“ werden mit noch aufwändigeren Prozessionen<br />

durch die Straßen und noch beeindruckenderen Feuerwerken gefeiert<br />

als andere Heiligentage. Und natürlich wurde auch das Jahr des Paulus 2008/09,<br />

das der Papst ausgerufen hatte, gebührend gefeiert. Auch der „ecumenical council“<br />

hat im Paulusjahr zu Gesprächsabenden zu Paulus eingeladen. Mitglieder dieses<br />

Kreises sind neben dem Ökumene-Beauftragten des Erzbischofs ein weiterer<br />

katholischer Priester sowie die Pfarrer der griechisch-katholischen, der schottischen<br />

und der anglikanischen Kirche und der Andreas-Gemeinde sowie der Pastor<br />

der Adventisten und in gleicher Anzahl weibliche Laienmitglieder. Mutig habe ich<br />

vorgeschlagen und angeboten über „Paul and Women“ zu referieren. Meine exegetischen<br />

Ausführungen kamen bei einem überaus zahlreichen und interessierten<br />

Publikum gut an. Am Schluss aber seufzte ein katholischer Priester angesichts der<br />

überzeugenden Darstellung: „Aber wir berufen uns ja auf Jesus und nicht auf Paulus,<br />

und der hat nur Männer zu Aposteln ordiniert“ – Das wäre wohl ein weiteres<br />

Thema gewesen.<br />

Nach einem ökumenischen Adventsgottesdienst in der Universität - Open-air, mit<br />

Blick aufs Mittelmeer - fragte ich nach katholischen Theologiestudentinnen. Es<br />

gäbe sie, aber keine strebe das Priesteramt an, alle wollten Religionslehrerinnen<br />

werden. „So weit sind wir noch nicht“, sagte ein fortschrittlicher Priester. Merkwürdigerweise<br />

haben auch die englischen Kirchen noch keine Pfarrerin gewählt<br />

oder geschickt – eine protestantische maltesische Kirche gibt es nicht. Aber zur<br />

hochkirchlichen Einführung des anglikanischen Pfarrers bin ich mit dem Klerus<br />

eingezogen, und ich habe im Talar „Flagge“ gezeigt.<br />

Zur „Frauenökumene“ habe ich sehr bald Kontakt gesucht. Und auch da spürte ich<br />

so etwas wie „Vorzeigefrau“ zu sein. Als ich wenige Wochen nach Ankunft zum<br />

Gottesdienst zum „Forum day of prayer“ kam, vorbereitet von der Nationalkoordinatorin<br />

von EFECW (Ecumenical Forum of European Christian Women), wurde ich<br />

gleich genötigt, im Altarraum zwischen den beiden Priestern zu sitzen – leider<br />

hatte ich da noch keinen Talar mit. Dennoch, ein Priester muss wohl noch überall<br />

dabei sein, so auch beim Weltgebetstagsgottesdienst. Ich persönlich fand es be-<br />

<strong>Theologinnen</strong> <strong>23</strong> / September 2010 131

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