Theologinnen 23 - Konvent evangelischer Theologinnen
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Bärbel Fünfsinn und Gabriele Mayer (Hg.)<br />
Gender und religiöse Bildung weltweit<br />
Biografische Einsichten<br />
192 S., Verlag Otto Lembeck, Frankfurt am Main 2009<br />
ISBN 978-3-87476-604-3<br />
Erstmals haben Bärbel Fünfsinn und Gabriele Mayer eine<br />
Sammlung biografischer Einsichten von Frauen und Männern<br />
zum Thema Geschlechtergerechtigkeit in Kirche und Gesellschaft<br />
veröffentlicht. Die Beiträge kommen aus vier Kontinenten,<br />
neun Autorinnen und Autoren stammen vom asiatischen<br />
Kontinent, je fünf aus Afrika und Lateinamerika und vier aus europäischen Ländern.<br />
Die vertretenen Länder werden in einer meist ein bis eineinhalbseitigen Ländernotiz,<br />
die die biografischen Erzählungen in den jeweiligen geschichtlichen und kirchengeschichtlichen<br />
Zusammenhang einordnet, vorgestellt. Die überwiegende Mehrheit der<br />
Autorinnen und Autoren hat ein theologisches Studium absolviert und gehört einer<br />
protestantischen Kirche an, wenige vertreten andere Berufsgruppen wie Ärztinnen und<br />
Ärzte. Zwei Personen aus Lateinamerika gehören zur römisch-katholischen Kirche.<br />
Den Autorinnen und Autoren wurden die gleichen vier Leitfragen zur Bearbeitung mitgegeben:<br />
„Wie wurden Sie als Kind zur Frau, zum Mann erzogen? Sehen Sie einen Zusammenhang<br />
zwischen Ihrem Selbstverständnis als Frau, als Mann und Ihrer Gottesvorstellung?<br />
Wie kamen Sie dazu, sich für Geschlechtergerechtigkeit einzusetzen? Von<br />
welcher Kirche träumen Sie?“ (S. 9)<br />
Die Antworten auf diese Fragen, die in der Beschreibung der biografischen Prägung,<br />
der schulischen und beruflichen Entwicklung und der theologischen Auseinandersetzung<br />
mit der biblischen, kirchlichen und kulturellen Tradition zum Ausdruck kommen,<br />
sind naturgemäß sehr unterschiedlich und vielfältig. Erschreckend ist, dass sich Frauen<br />
diskriminierende Traditionen in Kirche und Gesellschaft bis heute nahezu flächendeckend<br />
nachhaltig und zerstörerisch auf Frauen und Männer und ihr Verhältnis zueinander<br />
auswirken und ungleiche hierarchische Machtverhältnisse stützen. Frauen wie Männer<br />
erzählen aber auch von befreienden Erfahrungen und Erkenntnissen, die sie einer<br />
genderbewussten Bibelauslegung und der Begegnung mit anderen Menschen und Kulturen<br />
verdanken.<br />
Meehyun Chung aus Südkorea, seit 2005 Leiterin der Stabsstelle „Frauen und Gender“<br />
bei missio 21 in Basel, schreibt beispielsweise: „Wir brauchen nicht Macht, die andere<br />
entmachtet, sondern Macht, um andere zu ermächtigen.“ (S. 37) Praveen Asangla,<br />
Pastor der Methodistischen Kirche in Indien, träumt von einer befreienden Kirche und<br />
einer befreiten Theologie: „Wenn wir Gott als Mann ansehen, der die männliche Überlegenheit<br />
unterstützt, dann machen wir Gott voreingenommen und patriarchal…Die<br />
Vorstellungen von Gott als Mutter und Vater sind entscheidend für die Veränderung<br />
unserer Weltsicht von Gott.“ (S. 74) Jonah Gokova, Gründer des Männerforums Padare<br />
in Simbabwe, das ein Ort der Begegnung und des Austauschs auch für Gender-Fragen<br />
aus Männerperspektive ist, hat Erklärungen aus einem Bekenntnis zu einer erneuerten<br />
152 <strong>Theologinnen</strong> <strong>23</strong> / September 2010