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Theologinnen 23 - Konvent evangelischer Theologinnen

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uns beiden doch ein Wissen um die größeren kirchlichen und geschichtlichen<br />

Zusammenhänge in Japan fehlte. Allzu rasch waren die zwei Stunden, die<br />

meine Gäste sich von der Gruppe hatten frei nehmen können, vorüber.<br />

Aber Pastorin Anzai ließ nicht locker: Fotos, kleine Aufmerksamkeiten, Briefe<br />

und E-mails überbrückten die Entfernung zwischen uns. Sie fand einen jüngeren<br />

Pfarrer aus ihrem Theologischen Seminar, der früher mal in Deutschland<br />

studiert hatte, selbst mit einer Theologin verheiratet ist und Übersetzerdienste<br />

als gute Möglichkeit sieht, seine Deutschkenntnisse für eine gute Sache<br />

einzusetzen, wach zu halten. Und so kam rechtzeitig vor dem <strong>Theologinnen</strong>konvent<br />

2010 in Meißen, von dem ich Pastorin Anzai anhand der Einladung<br />

berichtet hatte, ein dicker Brief mit den von ihr zusammengestellten Texten<br />

(nachfolgend abgedruckt) und mit einem Exemplar des 1999 ins Englische<br />

übersetzten Buches über die Geschichte der Frauenordination in Japan unter<br />

dem Titel „Grace Abounding“ (Überschwengliche Gnade).<br />

Beigelegt waren dem Brief eine Grußkarte zum japanischen Mädchenfest am<br />

3. März, an dem die drei – und siebenjährigen Mädchen besonders für ihr gesundes<br />

Wachstum gefeiert werden – und dazu kleine traditionelle Origami-<br />

Puppen „Mann und Frau“, die Pastorin Anzai liebevoll für uns gebastelt hatte.<br />

Den Herausgeberinnen des Buches von der 1984 gegründeten Forschungsgesellschaft<br />

Japanischer <strong>Theologinnen</strong> ist es ganz wichtig, mit diesem Buch zur<br />

interkulturellen Verständigung in der Nachfolge des Herrn Jesus Christus beizutragen.<br />

Durch den geschichtlichen Rückblick und die Biographien von neun<br />

der ersten Frauen im Pfarramt sollen auch Menschen außerhalb von Japan<br />

erfahren können, wie und warum es seit 1933 zur Ordination von Frauen in<br />

den japanischen Kirchen kommen konnte – und zwar lange bevor die Frauenordination<br />

im Westen angenommen wurde.<br />

Ende des 18. Jahrhunderts erwachte in den USA bei den Frauen unter dem<br />

Eindruck und der Beteiligung an der Revolution ein starkes Interesse an Kirche<br />

und Missionsarbeit, die bis dahin allein von Männern bestimmt war. Frauen-<br />

Hilfsvereine (Cent Societies) für die Arbeit der Missionsgesellschaften in Übersee<br />

wurden gegründet. Früh haben einige der maßgeblichen Männer erkannt,<br />

dass in asiatischen und muslimischen Ländern Mission und Evangelisation nur<br />

von und durch Frauen möglich war!<br />

Als 1873 das Verbot christlicher Mission in Japan aufgehoben worden war,<br />

wurden darum nicht nur Missionarsfrauen, sondern auch ledige Missionarinnen<br />

nach Japan ausgesandt. Während die Männer als ordinierte Pastoren feste<br />

Aufgabengebiete hatten (Gottesdienste, Predigt, Sakramentsverwaltung),<br />

mussten und konnten die nicht ordinierten Frauen damals ihre eigenen Zugän-<br />

140 <strong>Theologinnen</strong> <strong>23</strong> / September 2010

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