Theologinnen 23 - Konvent evangelischer Theologinnen
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ves Gegenbild wird die Geschichte Jonathans aufgezeigt.<br />
Nach einer kurzen Pause mit Gesang gehen wir in die Gruppenarbeit zu den angesprochenen<br />
Themenaspekten.<br />
Einstimmung in den Tag<br />
Antje Hinze<br />
Friederike Heinecke hat 2008 ihre biografische Einstimmung gebracht – und ich<br />
wollte dazu einen anderen Entwurf bringen. Vielleicht wird es ja eine Reihe. Es<br />
geht also weniger um das Thema heute als um den biografischen Gegenentwurf.<br />
Aber es geht auch in meiner Biografie um Macht und feministisches Erwachen.<br />
Ich war anders als die anderen Jungs, aber das merkte ich erst später. Im Kindergarten<br />
untersuchte ich mit den Jungs die Mädchen und wunderte mich …<br />
ohne mir bewusst zu sein, dass ich eins bin. In die Schule ging ich mit Lederhosen,<br />
spielte Fußball, brauchte nicht auf den Schwebebalken …. und war immer<br />
Gruppenratsvorsitzender bzw. FDJ-Leiter (was heute dem Klassensprecher entspricht).<br />
Das heißt, ich leitete meine Klasse, hatte Freude an dieser Macht und<br />
Lust an der Leitung, die Politik überließ ich anderen. Ich hielt für alle fünf Klassen<br />
die Jugendweiherede, die ich selbst umschrieb, wofür es heftigen Ärger<br />
gab, aber ich war stolz. Ich war getauft als Säugling, aber Kirche gab es nicht.<br />
Dann kam ich in der 9. Klasse auf die Erweiterte Oberschule (Gymnasium) – und<br />
dachte: so viele Leittiere, die will ich nicht leiten, und politisch wurde es mir<br />
eh zu heikel, da ging es nicht mehr so individuell zu wie an der Schule bis zur<br />
Klasse 8. Fußball spielen mit den Jungs ging nun auch nicht mehr, ich war unübersehbar<br />
ein Mädchen, wollte auch einen richtigen Freund und musste also<br />
meine Rolle ändern. Der Schulwechsel machte es mir leicht, ich wurde mir dessen<br />
erst Jahrzehnte später bewusst.<br />
Einen Freund zu finden war nicht schwer.<br />
Die Leere in meinem Führungsbedürfnis auszufüllen, ergab sich so: Ich wurde<br />
angesprochen, weil es da im Kinghaus eine elektrische Orgel gäbe – die interessierte<br />
mich. Aber ich kam an dem Pfarrer nicht vorbei, er gefiel mir und er verwickelte<br />
mich in vor allem politische Diskussionen, die mir eine neue Welt eröffneten<br />
und eine Alternative zum Schulalltag und dessen Politik. Ich las alles<br />
über Jesus, was ich kriegen konnte, war begeistert und ließ mich demonstrativ<br />
am 1.Mai konfirmieren – die Klasse marschierte an mir vor der Kirche vorbei.<br />
Ich konnte mir diesen Aufstand leisten – welche Macht! Und ich übernahm nach<br />
<strong>Theologinnen</strong> <strong>23</strong> / September 2010 7