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Theologinnen 23 - Konvent evangelischer Theologinnen

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im Oktober 1957 in Donaueschingen Einsegnung zur Vikarin.<br />

Am 1. November 1957 Dienstantritt als Vikarin in Mannheim-Feudenheim (spätere<br />

Epiphanias-Gemeinde). Hier war sie gern in der Gemeinde, bei Religionsunterricht<br />

in Volksschulen, Jungscharen und Frauenkreisen; sie gründete Kinderchor und<br />

Singkreis, half mit bei der Geschäftsführung im Pfarramt. Obwohl ihr der ihr<br />

„vorgesetzte“ Pfarrer durchaus Freiheit zur selbstständigen Entfaltung in der Arbeit<br />

lassen wollte und auch ließ, durfte sie doch nie eine Beerdigung oder Trauung<br />

halten.<br />

Im Februar 1960 aus der Probedienstzeit entlassen, wollte sie nicht als hauptamtliche<br />

Religionslehrerin an ein Gymnasium (damals die einzige Möglichkeit für<br />

<strong>Theologinnen</strong> in Baden). So blieb die in der Gemeinde hoch geschätzte Vikarin in<br />

Feudenheim, insgesamt 10 Jahre. Sie begründete ihre Entscheidung: Die Gemeindevikarin<br />

habe mehr als die Religionslehrerin am Gymnasium teil an Freude und<br />

Leid, Not und Glück alter und junger, reicher und armer Menschen. 1959 hatte ihr<br />

der Oberkirchenrat attestiert: „Das Experiment, eine Vikarin als Vikar in einer<br />

Gemeinde einzusetzen, ist offensichtlich gelungen.“<br />

Auf den 18. Juli 1962 wurde sie vom Oberkirchenrat in das „Amt der Pfarrerin“<br />

berufen, was jedoch keine Änderung ihres Vikarsdienstes bewirken konnte; denn<br />

Frauen waren noch immer nicht zum vollen Pfarramt zugelassen.<br />

1966 stellte der badische <strong>Theologinnen</strong>konvent wieder einen Antrag um das volle<br />

Pfarramt der Frau; die Genehmigung dieses Antrags schien sich abzuzeichnen.<br />

Daraufhin beschloss Landesbischof Dr. Heidland, zur Vorbereitung dieses Gesetzes<br />

zwei Frauen als Pfarrverwalterinnen in einer Gemeinde einzusetzen: So konnte<br />

Ilse Frank mit Wirkung vom 1. März 1967 die kurz zuvor gegründete Gemeinde in<br />

Mannheim-Rheinau-Nord (Sporwörthsiedlung, später Immanuelgemeinde genannt)<br />

übernehmen. Es war in der Tat ein Beginnen bei Null. Noch kein Ältestenkreis war<br />

etabliert, Pfarrhaus und Gemeindehaus noch nicht fertig, keine „Kreise“ vorhanden,<br />

keine Kirche. Aber welch ein Glück: In ihrer langen Vikarszeit waren Ilse<br />

Frank Menschen zugewachsen; Jungscharkinder von einst oder andere Gemeindeglieder<br />

aus Feudenheim gingen mit ihr in die Sporwörthsiedlung: Als Sekretärin,<br />

als Kirchendienerin, als Kindergartenleiterin... Mit ihnen zusammen hat Ilse Frank<br />

diese Gemeinde angefangen zu bauen.<br />

Im Frühjahr 1971 beschloss die Landessynode, dass auch <strong>Theologinnen</strong> Gemeindepfarrerin<br />

werden können und somit den Männern gleichgestellt sind. Mit Wirkung<br />

vom 1. März 1972 konnte Ilse Frank jetzt endlich in einem Gottesdienst als Pfarrerin<br />

der Sporwörthsiedlung feierlich eingeführt werden – gerade noch kurz bevor<br />

sie mit dem Schweizer VDM (verbi divini minister) Dr. Hans-Peter Hasenfratz<br />

(später Inhaber einer Professur an der Ruhr-Universität Bochum) die Ehe einging<br />

und am 12. August 1972 in Wildenroth-Grafrath durch ihren Vater, der in Bayern<br />

in der Nähe seiner zweiten Tochter den Ruhestand verbrachte, getraut wurde.<br />

<strong>Theologinnen</strong> <strong>23</strong> / September 2010 93

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