Theologinnen 23 - Konvent evangelischer Theologinnen
Theologinnen 23 - Konvent evangelischer Theologinnen
Theologinnen 23 - Konvent evangelischer Theologinnen
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
Literatur:<br />
Klara Butting, Der das Licht und die Finsternis schuf. Glauben heute. Biblisch –<br />
politisch – spirituell, Wittingen 2007.<br />
Klara Butting, Gerard Minnaard (Hg), 1. Samuel. Mit Beiträgen aus Judentum,<br />
Christentum, Islam, Literatur und Kunst, Wittingen 2008.<br />
Arbeitsgruppen<br />
Weil die Gefahr so groß ist, dass wir Konkurrenz und Neid für die normalen<br />
menschlichen Verhaltensweisen erachten, gibt es in der Erzählung über Saul und<br />
David eine Gegenfigur. Jonathan, Sauls ältester Sohn, tritt ihm entgegen.<br />
Gleich als Jonathan Davids Kampf gegen Goliath beobachtet, erkennt er in David<br />
den, der Israel aus der Umklammerung durch die übermächtigen Philister befreien<br />
kann.<br />
Er schließt einen Vasallenvertrag mit David. Jonathan, selbst aus begüterter, angesehener<br />
Familie, nimmt den armen jungen Mann David von unbedeutender Herkunft<br />
unter seine Obhut und beginnt ihn zu unterstützen. Er stattet ihn mit einer<br />
guten Ausrüstung aus und gibt ihm sogar seine eigenen Waffen. David kämpft als<br />
Gegenleistung von nun an gegen die Philister. Doch Jonathans Unterstützung hat<br />
von Anfang an nichts zu tun mit wohlwollender Förderung eines talentierten<br />
Nachwuchskriegers. Jonathan achtet David als Gleichgestellten. Zum Zeichen<br />
zieht er sein prachtvolles Gewand aus, das ihn als Prinzen kenntlich macht, und<br />
gibt es David (18,4). Diese Übergabe des Prinzengewands hat Zeichencharakter.<br />
Von Anfang an sieht Jonathan in David die Person, die Israel befreien und einen<br />
könnte. Diese Erkenntnis lässt eigene Macht- und Thronansprüche zurücktreten.<br />
Jonathan lässt sich auch später von Saul nicht provozieren, gegen David zu kämpfen.<br />
Jonathan verrät David die Mordpläne seines Vaters und schützt David vor<br />
Sauls Hass.<br />
Auch dann noch, als Saul David von seinem Hof vertrieben hat und David auf der<br />
Flucht vor Saul durch das ganze Land von einem Versteck zum anderen getrieben<br />
wird, hält Jonathan an seiner Vision fest: David wird das Land einen und befreien,<br />
David wird König werden. Und er versucht, David so gut er kann zu unterstützen.<br />
Ein Träumer?<br />
Was ist dieser Jonathan für ein Mensch? Warum kämpft Jonathan nicht um den<br />
Thron? Erwächst sein Verhalten aus einer ungesunden Selbstverleugnung?<br />
Es ist interessant zu beobachten, wie diese Figur in der auslegenden Literatur<br />
gedeutet wird.<br />
Stefan Heym z.B. beschreibt Jonathan in seinem berühmten Buch „Der König Da-<br />
<strong>Theologinnen</strong> <strong>23</strong> / September 2010 <strong>23</strong>