Theologinnen 23 - Konvent evangelischer Theologinnen
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gen Stand der Entwicklung, sondern auch neue Kulturkreise erschließen sich: Inkulturation<br />
ist selbstverständlich sehr wichtig in der Kirche und in jedem Land<br />
haben wir die Aufgabe, das Evangelium in unsere Kultur zu pflanzen, zu begießen<br />
und wachsen zu lassen. Zuerst müssen wir unser Ausbildungsprogramm und unsere<br />
synodale Strukturen ins Spanische und Französische übersetzen. Die allergrößte<br />
Herausforderung ist, dass wir diesen neuen Frauen genug Raum geben, damit sie<br />
unser erneuertes Modell des Priesteramtes (und deshalb auch der Kirche) in ihre<br />
Kultur übersetzen können, und zwar in einer Weise, die für ihren Kulturkreis geeignet<br />
ist. Sie brauchen die Freiheit, dies zu tun, aber im Rahmen unserer Vision.<br />
Die neuen Kandidatinnen benötigen auch unsere Unterstützung und unser Verständnis.<br />
Für uns alle ist das eine große Herausforderung. Wir versuchen nicht zu<br />
vergessen, was Paulus in 1 Kor 3,6 schreibt:<br />
„Ich habe gepflanzt, Apollos hat begossen, Gott aber ließ wachsen.“<br />
Bericht über die Frauenordination in Japan und über eine<br />
grenzüberschreitende Korrespondenz von Ruheständlerinnen<br />
„... dass ihr ein Brief Christi seid“ (2 Kor 3,2f)<br />
Ute Nies<br />
Im August 2008 kam Frau Pastorin Teiko Anzai mit einer Gruppe aus Japan auf<br />
ihrer Deutschlandreise auch nach Eisenach, um dort die Wartburg und das<br />
Bachhaus zu besichtigen. Ein japanischer ökumenischer Mitarbeiter in Stuttgart,<br />
Pfarrer Minami, teilte mir kurzfristig das Hotel der Reisegruppe mit und<br />
zugleich den Wunsch von Pastorin Anzai nach einem Treffen mit mir als einer<br />
deutschen Pfarrerin. Er wusste, dass ich Anfang der 1980er Jahre zweimal in<br />
Japan bei Christen zu Gast gewesen war und so ein wenig vom dortigen Gemeindeleben<br />
hatte kennen lernen können. Das Treffen im Foyer des Hotels<br />
zur Frühstückszeit, die gegenseitige Vorstellung mit Hilfe der Dolmetscherin<br />
der Gruppe, die Verabredung einer Einladung zu mir nach Hause für den Spätnachmittag:<br />
Sorgfältig geplant, hätte all das nicht besser klappen können!<br />
Rasch merkte ich, wie wichtig es Pastorin Anzai war, mir von Japan, von der<br />
kirchlichen Situation, vor allem aber vom Dienst der Frauen in der Kirche und<br />
ihren eigenen Erfahrungen zu berichten. Nicht nur für mich, sondern auch für<br />
die in Deutschland verheiratete japanische Dolmetscherin, die auf Bitten von<br />
Frau Anzai zu diesem Austausch mitgekommen war, war vieles ganz neu: Wir<br />
rangen hin und her um Worte und bemühten uns um gutes Verständnis, wo<br />
<strong>Theologinnen</strong> <strong>23</strong> / September 2010 139