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Theologinnen 23 - Konvent evangelischer Theologinnen

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1939 dann der Krieg. Sie geht nach Berlin und besucht geheime Seminare in Dahlemer<br />

Privathäusern, auch bei Helmut Gollwitzer. In der Adventszeit 1942 bereitet sie ein<br />

Kinder-Krippenspiel vor, was eine Führerin des Bundes Deutscher Mädchen (BDM) verhindern<br />

will. Möckel-Csaki schreibt später: „Sie benutzte einen pädagogischen Vorwand:<br />

Es wäre doch wohl nicht richtig, ‚auf dem Rücken der Kinder‘ die Gegensätze<br />

auszutragen zwischen dem, was ich den Kindern vermittelte, und dem, was sie sich<br />

als Ziel im BDM steckten.“ Scheinbar naiv fragt Csaki, worin denn diese Gegensätze<br />

bestünden. Als die BDM-Frau schweigt, versichert Csaki treuherzig: Wenn es tatsächlich<br />

einmal zu Schwierigkeiten käme, stünden den Kindern selbstredend auch die BDM-<br />

Führerinnen zur Seite. Das Krippenspiel fand statt.<br />

Csakis Bilanz nach dem Krieg: Sie sei „im regen politischen Treiben von keiner Seite je<br />

zu einer Teilnahme oder Mitgliedschaft aufgefordert oder gar gedrängt“ worden. „Ich<br />

hatte es in dieser Hinsicht beinahe zu einfach.“<br />

Nach 1945 betreut sie in Stuttgart Kriegsheimkehrer. Sie heiratet den Pfarrer Gerhard<br />

Möckel, der 1953 die deutsche Evangelische Gemeinde in Athen übernimmt. Die Pfarrfrau<br />

besucht im ganzen Land deutsche Frauen, die mit Griechen verheiratet sind. Etliche<br />

von ihnen haben es als „Soldatenbräute“ schwer gegenüber ihren Schwiegermüttern.<br />

In ihrem Athener Pfarrhaus und im Ferienhaus auf Ägina treffen sich Kirchenleute,<br />

Diplomaten und Künstler. Auch Theodor Heuss ist zu Gast.<br />

1966 übernimmt ihr Mann die frühere Gemeinde Martin Niemöllers in Berlin-Dahlem.<br />

1976 wird sie Pfarrerin des Berliner Frauengefängnisses, drei Jahre später trennt sich<br />

das Ehepaar. Möckel-Csaki wohnt zeitweise in einem Haus mit ihren drei Kindern Konrad,<br />

Cornelia und Johanna. Und mit ihrer Mutter, der Malerin Grete Csaki-Copony, um<br />

deren Nachlass sie sich später kümmert.<br />

In ihrem Berliner Haus trifft sich die evangelische und die siebenbürgische Gemeinde.<br />

Oskar Pastior ist ein guter Freund der Familie; Csaki liest und schreibt für eine siebenbürgische<br />

Zeitung; Handwerker und Haushaltshilfen stammen vorzugsweise aus Siebenbürgen.<br />

„Von dort hat sie ihre Herbheit, aber auch ihre Warmherzigkeit“, sagt ein<br />

Freund der Familie, „und ihre Liberalität, aber auch ihr Unterscheiden zwischen<br />

dienstbaren Geistern und Herrschaften.“ Sie lebte ein kräftiges<br />

Leben, dessen scheinbare Widersprüche sie so kommentierte:<br />

„Wenn es sich fügt, dann ist es richtig.“<br />

http://www.tagesspiegel.de/berlin/nachrufe/brigitte-moeckelcsaki-geb-1918/1659974.html<br />

Zu Ihrem 80. Geburtstag hatte Brigitte Möckel-Csaki eine Chronologie<br />

ihres theologischen und beruflichen Weges 1934-1981 zusammengestellt.<br />

Diese Texte wurde 2008 als Buch veröffentlicht<br />

unter dem Titel „Versuche des Widerstehens. Stationen meines<br />

Lebens“.<br />

<strong>Theologinnen</strong> <strong>23</strong> / September 2010 87

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