Theologinnen 23 - Konvent evangelischer Theologinnen
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desto mehr mit reicher Erfahrung gewidmet. Die Früchte kamen nicht nur der<br />
Jugendarbeit, sondern ganz allgemein den Ost-West-Kontakten unserer Kirche<br />
zugute. Dass sie auch beargwöhnt wurde – nicht nur von den Verdachtschöpfern<br />
im Osten, sondern auch im Westen – hat sie ertragen, manchmal mit Humor,<br />
manchmal mit Entrüstung, es gehörte zu der heiklen Arbeit dazu; aber sie war ein<br />
ehrlicher, integrer Mensch.<br />
Eine besondere Verbundenheit pflegte sie zur Kommunität Imshausen. Sie arbeitete<br />
bei deren Kinderzeltlagern im Sommer mit, nahm an deren Schweigeretraiten<br />
teil, gehörte zum Freundeskreis und übernahm im Ruhestand Sonntagspredigten.<br />
Berufsbegleitend studierte sie an der Staatlichen Fachhochschule für Sozialpädagogik<br />
in Darmstadt, die sie 1973 als graduierte Sozialpädagogin verließ. Bereits<br />
während dieses Studiums hatte Christa Jähn sich für die Pfarrverwalterausbildung<br />
entschieden. Dem Unverständnis von Kollegen, Pfarrern und Freunden für diesen<br />
Schritt entgegnet sie in einem Brief: „... Es geht darum, dass uns der Blick geschärft<br />
wird für das Suchen nach theologischer und geistlicher Ausrichtung und<br />
Fundamentierung dessen, was uns heute angeht, was Gerechtigkeit, Ungerechtigkeit,<br />
Heil, Schuld, Grund für Angst, Abneigung, Hass, Ichbezogenheit heute ist.<br />
Ich möchte gerade in Verbindung mit dem Studium der Sozialpädagogik ganz bewusst<br />
theologischen Fragen intensiver nachgehen können.“ Das prägte weiterhin<br />
ihr Denken und ihre Arbeit. Als dann später – 1976 – die Evangelische Kirche von<br />
Kurhessen-Waldeck die „Pfarrer/innen im Hilfsdienst“ (=Pfarrverwalter/innen),<br />
die sich im Pfarramt bewährt hatten, den Pfarrern gleichstellen wollte, musste<br />
dazu eine weitere Prüfung abgelegt werden. Außer der mündlichen Prüfung war<br />
eine schriftliche Arbeit anzufertigen. Christa Jähn wählte als Thema: „Die seelsorgerliche<br />
Aufgabe an alten Menschen in der Dorfgemeinschaft und im Heim“.<br />
Darin waren ihre sozialpsychologischen und theologischen Einsichten verbunden.<br />
Im März 1976 legte sie das theologische Examen ab, wurde ordiniert und mit der<br />
Versehung der Pfarrstelle Asmushausen mit den Filialdörfern Braunhausen und<br />
Rautenhausen (Kirchenkreis Rotenburg) beauftragt. Ihre Offenheit für Menschen,<br />
ihr entlastender Humor, ihr kreativer Umgang mit Möglichkeiten schaffte schnell<br />
Verbundenheit und Vertrauen.<br />
Die benachbarte Kollegin in Solz – sie war im ersten Pfarramtsjahr unsere Mentorin<br />
– lobte die neuen Impulse, außerdem sei sie sehr kollegial und bereit zu Vertretungen,<br />
als Seelsorgerin sehr aktiv. In Rotenburg erteilte sie den Schwesternschülerinnen<br />
Unterricht. Die längst bestehende Freundschaft mit der Kollegin Saame<br />
in Rockensüß trug zu gemeinsamen Veranstaltungen wie Frauentreffen, Weltgebetstag,<br />
Gemeindefahrten bei. Das auf einem Hügel oberhalb des Dorfes gelegene<br />
Pfarrhaus verlor seine Distanz und war für alle offen.<br />
Als Christa Jähn zum 1. August 1987 mit der Versehung der 2. Pfarrstelle für Altenheimseelsorge<br />
in Kassel betraut wurde, würdigte sie in einem Abschiedsbrief<br />
82 <strong>Theologinnen</strong> <strong>23</strong> / September 2010