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Theologinnen 23 - Konvent evangelischer Theologinnen

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Ehemannes nach kurzer Ehe und dann Tod der gemeinsamen Tochter. Das Studium<br />

der Slawistik abgeschlossen, gab es keine Perspektive wegen der politischen Situation.<br />

Sie hatte während des Krieges eine Heimat in der Kirche gefunden. So war<br />

das Studium der Theologie, verbunden mit den Sprachkenntnissen, die Grundlage<br />

für ihre wichtige Arbeit. Ein Gemeindepfarramt war nicht ihr Ziel, aber die Arbeit<br />

mit jungen Menschen. Die hat sie auch getan als Provinzialpfarrerin, als Dozentin<br />

am Katechetischen Oberseminar in Naumburg und als Professorin in Erlangen, wohin<br />

sie 1966 berufen wurde. Geschichte und Theologie des Ostens waren ihr Thema.<br />

Dazu hat sie Monographien veröffentlicht, die das Verständnis für die Frömmigkeit<br />

der östlichen Kirchen eröffnen. Vor allem die vielen Aufsätze zeigen das<br />

Bemühen, Verständnis zu wecken und Brücken zu bauen zwischen den Kirchen.<br />

Elisabeth Siltz<br />

Fünf Leben? - Zum Tod von Fairy vonLilienfeld<br />

Als ich vor 16 Jahren Fairy von Lilienfeld anlässlich ihres bevorstehenden 75. Geburtstages<br />

besuchte, um sie für einen Lebensbericht in unserem Berichtsheft<br />

„<strong>Theologinnen</strong>“ zu interviewen, sprach sie davon, sie habe eigentlich drei Leben<br />

gehabt: Das eine als gewissermaßen traditionelle junge Frau, die sich verlobt,<br />

verheiratet, Kinder bekommt – eines hat sie bekommen und nach 7 Jahren verloren<br />

– , dazu ihren Mann 1942 nach nur 10 Monaten Ehe. Das andere Leben führte<br />

sie als Slawistin in Jena und das dritte Leben als evangelische Theologin in Naumburg<br />

und dann seit 1966 als ordentliche Theologieprofessorin für Orthodoxie in<br />

Osteuropa, vor allem in Russland.<br />

Nun, mit 92 Jahren ist sie gestorben, und, von ihrer Trauerfeier und Beerdigung<br />

am 17. 11. 2009 gekommen, denke ich öfter, dass zu diesen drei noch zwei weitere<br />

Leben hinzu gesehen werden können – das möchte ich an dieser Stelle ein wenig<br />

ausführen:<br />

Als viertes Leben, das weit weniger bekannt ist, könnte man die Zeit nach ihrer<br />

Emeritierung, ihr Alter, ansehen. Zunächst schien dieses Leben noch, trotz ihrer<br />

Emeritierung (1984), fast bruchlos weiter zu gehen. Sie setzte ihre wissenschaftliche<br />

Arbeit fort, sie wurde Ehrenmitglied der Moskauer Geistlichen Akademie,<br />

noch vor 10 Jahren wurde sie, ich habe es selbst miterlebt, in der katholischen<br />

Abtei Niederaltaich ausgezeichnet, sie bekam sogar das Bundesverdienstkreuz<br />

erster Klasse, auch sonst war sie vielfach geehrt und nicht zuletzt ist es eine Ehre,<br />

dass die Zahl ihrer Veröffentlichungen sich auf über 180 beläuft, darunter eine<br />

Art Autobiographie auf Russisch, in Russland verlegt.<br />

Aber aus ihren Briefen und Bemerkungen wurde sehr deutlich nicht nur, wie sie<br />

das Altwerden erlebte mit all der Ungeduld über sich selbst und über das eigene<br />

und zunehmende Unvermögen, sondern auch ihre Kritik an der kirchlichen Seelsorge.<br />

Diese berücksichtige viel zu wenig die Unterschiede zwischen dem Alter um<br />

<strong>Theologinnen</strong> <strong>23</strong> / September 2010 89

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