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DAS GESCHLECHTLEBEN

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Biene auf und die geriet ihr unter’s Hemd, dort verwirrte sie sich in denHaaren und stach sie in die Voz. Sie kreischte entsetzlich (als wär’s nichtihre eigene Stimme) auf: „0—j, Mütterchen, mein trautes, o jo—oo—j! ichsterbe.“ Sie fiel nieder und wälzte sich im Grase, konnte keinen Ort finden,wohin sie sich auch wandte, — es schmerzte fort. Da kam gerade ein Weibdes Weges und sah, daß sich das Mädchen aus irgend welchem Grunde herumwälzeund jammere. Das Frauenzimmer näherte sich ihr und fragte: „Weshalb,Tochter, weinst du da?“ — „Wie soll ich nicht weinen, eine Biene hatmich in die Voz gestochen und der Stachel muß drin geblieben sein und dasschmerzt so, daß man nicht aushalten kann. Ich dachte — ich bleibe nichtam Leben.“ — „Das ist nichts, Tochter, laß dir den Stachel herausziehen.“Das Mädchen hob den Schwanz und das Weib zog den Stachel heraus undzeigte ihr ihn: „Schau her, Tochter, was das für ein Stachel ist, — und duhast dich davor so erschreckt und hast gedacht, daß du daran sterben wirst.Wenn man dich verheiratet, — dann wird ein anderer Stachel in dich hineingesteckt;bei dem ändern wird er drei viertel Ellen lang und von-der Dickeeiner guten Walze sein, — und daran stirbt man auch noch nicht.“ DasMädchen lief nachhause und lag krank gut 24 Stunden, bis die Voz abgeschwollen,— denn sie konnte nicht umhergehen. Während ihrer Genesungzeithatte sie vieles überlegt und beschlossen, nie im Leben zu heiraten; wenn’svon einem solchen Stachel sie so geschmerzt hat, daß sie nicht gedacht amLeben zu bleiben, was sollte es erst mit dem großen werden! „Und wennich heiraten werde, dann nehme ich nur einen solchen, der keinen Stachelhat!“ Es kam der Herbst und es kamen viele Werber. Es freiten um siearme und reiche, hübsche und häßliche Burschen. „Ich will nicht heiratenund schon!“ — Was für ein Wunder? alle wunderten sich, weshalb sie nichtheiraten wolle; wollte sie Nonne werden, oder findet sie keinen nach ihremHerzen? Ein Bursche war arm, sehr arm, aber brav war er, von hübschemÄußern und stattlichem Wuchs; und er klopfte überall an — aber niemandwollte ihn (zum Schwiegersohn) haben; wo er auch warb, überall wies manihn zurück. Nun, was sollte er machen; zu Hause fehlte eine Arbeiterin undum eine zu dingen, langten nicht die Mittel und heiraten wollte ihn keine.Seine ganze Wirtschaft bestand aus einem Paar Ochsen und obendrein wareiner ohne Schwanz, — schwanzlos. Das alte Weib, das dem Mädchen denStachel herausgezogen, begegnete zufällig diesem Burschen; sie begannen zuplaudern. „Nun, Söhnchen? Hast du dich noch nicht verlobt?“ — „Nein,Mütterchen, bin herumgegangen, aber niemand will mich annehmen, alle weisenmich stolz ab, weil ich arm bin.“ — „Schlimme Dinge, Söhnchen, die Armutist keine Schande, man kann alles noch ergattern (zusammenscharren). Dubist ein geschickter, braver Bursch, dazu nicht trunksüchtig und das ist dieHauptsache. Narren sind’s, die dich nicht annehmen wollen. Nun, Bürschchen,sei nicht verzagt, wir werden dir schon helfen.“ — „Sei so gut, Mütterchen,trag Sorge und bekommst von mir den Mohorycz (Kauftrunk).“ — „Nun,Söhnchen, ich brauch’ nicht dafür Sorge zu tragen, ich werde dir nur lehren,wie du es anstellen sollst. Du kennst das Mädchen wohl, das hier an dieserSeite wohnt, wo ihnen gegenüber der Ziehbrunnen steht?“ — „Wo ist das?“— „Da, wo an der Straße drei Schuppen stehen?“ — „Wohl, die kenn’ ich,denn dort treibe ich meine Ochsen zur Tränke.“ — „Nun, geh’ hin und wirb.“— „Aber sie werden mich abweisen, er ist ein ziemlich reicher Mann undich bin arm.“ — „Sie werden’s nicht, hör nur weiter zu: sie fürchtet den

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