13.07.2015 Aufrufe

DAS GESCHLECHTLEBEN

DAS GESCHLECHTLEBEN

DAS GESCHLECHTLEBEN

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

heraus und der Zumpt stieß mit dem Ende auf den Boden. Der Fuhrmannsah es und sagte: „Ei, Bursche, du hast ja ein Gemacht, Gott sei Lob undDank, du könntest Geld verdienen und du gehst so zerrissen umher. Wäreich an deiner Stelle, ich ginge wie ein großer Herr einher. Mit so einemGemacht so umherzugehen, ist eine Schande“. — „Eh, Onkel, Onkel, wassoll ich tun, ich bin ja eine Waise; woher soll ich das Geld nehmen. Fürdie KleiduDg und ein Stückchen Brot diene ich bei ihm!“ — „Iwan, du hastmich nicht verstanden, wozu brauchst du denn Geld, wenn du in den HosenGeld hast. Such dir eine passende Gelegenheit und wie zufällig zeige deinerHerrin den Zumpt. Dann wirst du gleich sehen, wie sich dir das Leben vielangenehmer gestalten wird“. — „Wie kann man denn das machen? Ich binwenig zu Hause; bald auf der Mühle, bald hab ich daheim mit der Wirtschaftzu tun, auf der Tenne oder sonst wo. Meistens bin ich jeden Tag auf derMühle. Und erst spät am Abend, sodaß die Herrin schon längst schläft,bringe ich eine Hand voll Mehl und zeige ihm, ob das Mahlen wohlgeraten.Er fühlt nach, sagt ja oder nein, ich kehre um und gehe wieder in die Mühle“.— „Und die Frau kam niemals heraus, um das Mehl zu untersuchen?“ fragteder Fuhrmann. — „Nein, beinahe niemals, immer kommt der Herr heraus.Es kommt sehr selten vor, wenn sie Brot backt, da beschaut sie das Mehl,obs zum Backen taugt oder nicht“. — „Und an welchen Tagen pflegt sie Brotzu backen?“ — „Wie soll ichs Ihnen sagen, ich hab oft gesehen, am Samstag“.— „Also, weißt was, Iwan; morgen haben wir Samstag. Wahrscheinlichwird deine Hausfrau morgen Brot backen; also wenn du heute Abend dieMehlprobe hinträgst, komm zum Tor und verlang, daß die Frau selber herauskommeund das Mehl untersuche. Und wenn sie herauskommt, schieb ihr indie Hand den Zumpt statt des Mehls!“ — „Vergelts euch Gott, Onkel, fürden Rat, ich werde probieren, was daraus wird“. — Es wurde Abend; Iwanmachte sich diesmal schneller auf den Weg, um die Mehlprobe hinzutragen,als vorher. Er griff eine Hand voll auf und ging. Er kam hin und klopfteauf das Tor. Der Herr kam heraus und fragte: „Wer ist dort?“ — „Ichbins“. — „Ah, du bist es, Iwan!“ Er schob den Riegel zurück und sagte:„Nun, komm her, ich werde probieren, was du dort machst“. — „Nein, Onkel,ich werde Ihnen nicht zeigen, die Tante soll selber kommen und das Mehlprobieren“. — „Mach keine Geschichten, gieb her, sie schläft ja, wozu sollsie herauskommen, bleibt es sich nicht gleich ?“ — „Nein, sie wird mich undeuch schimpfen. Sie hat gesagt, daß sie morgen Brot backen werde, so magsie selber probieren, denn wenn das Brot nicht gelingt, dann wird sie unsdie Köpfe waschen. Sie wird sagen: durch das Mehl ist das Brot mißraten.Wenn sie aber selber probiert, dann werden wir nicht dran schuld sein, wenndas Brot mißlingt. Sie mag sich selber die Schuld beimessen“. — „Da hastrecht, Iwan, die ganze Schuld fällt auf uns. Und wird sie selber das Mehlbegutachten, mag sie dann die Schuld wem immer zuschreiben, dem Ofenoder dem Holz. Also wart Iwan, ich werde gehen und sie rufen“. — Eskam die Hausfrau heraus: „Also gib her, ich werde probieren, ob es sichzum Teige eigne“. Kaum hatte sie die Hand um das Mehl ausgestreckt, daschob er ihr den Zumpt unter. Sie griff aus und erwischte den Zumpt, konnteihn aber nicht mit der Hand umspannen. Da sagte sie: „Nehme nichts, dasMehl ist ziemlich weich. Trags also ins Haus, bei Licht wollen wirs beschauen!“ Iwan war erschrocken, er dachte, daß sie darüber dem Herrn berichtenwerde. Doch nein, er trat in die Stube ein, sie nahm tatsächlich von

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!