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DAS GESCHLECHTLEBEN

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Brücke ins Wasser zu springen, überlegte es sich aber immer wieder, es warhalt nicht nach ihrem Sinn. Der Freier aber hatte sich nicht zum Scherz ansie geklebt, wie man sagt, nicht mit dem kurzen machte er sich an sie heran.Er fuhr zu ihr beinahe jeden Tag hin und blieb bei ihnen über Nacht, sodaß sich die Alten schon bereit machten, mit ihm die endgiltige Entscheidungbetreffs der Hochzeit zu besprechen. Der Braut aber entwich die Seele indie Fersen. Sie erwartete die Hochzeit wie der Ochs den Betäubungschlag.Sie mußte allerlei Listen ersinnen, es wollte aber nichts von statten gehen.,Wie du es auch drehen magst, wirst umsonst den Kopf verlieren.4 Sieschmiedete Pläne, wie sie ihn vergiften oder jemand bestechen könnte, damitman ihn töte — das ging auch nicht; ,erwischt man dich, verfällst duSibirien!* Ihre Lage war ärger als die eines Gubernators, er war rein zumIndieflaschekriechen! Ihre Eltern zu beschwöreu, damit sie sie an ihn nichtausheiraten, war auch nicht möglich, denn sie wußte, daß sie so eigensinnigwaren, daß man ihnen einen Pfahl auf dem Kopfe zuspitzen könnte, und siewürden es gar nicht beachten. Und am Altäre wieder zu sagen, daß sienicht einverstanden — das paßte doch nicht, einen Mann um nichts undwieder nichts zu beschämen — und dann bliebe ihr nichts übrig als aus demHause zu fliehen, wohin die Augen führten. Sie würden sie verfluchen undnicht über die Schwelle lassen. Mochte mań die Sache wie immer drehen, imallgemeinen kams heraus, daß es besser wäre, den Garstigen zu heiraten alssich das ganze Leben zu verdrecken. Einmal lag sie in der Nacht auf ihremBett und dachte über ihr Schicksal nach, wie es sein und was sie mit sichanfangen solle. Dabei hatte sie schon ein ganzes hundert Gebete dahergesagtund gelobt, etwa zehn Gottesdienste abhalten zu lassen, damit sie nur desunerwünschten Freiers los werden könnte. Die ganze Nacht hatte sie nichtgeschlafen und schon im Morgengrauen ersann sie folgendes Stücklein: Nacheiner langen Gasterei blieb der Freier bei Ihnen zu Nacht. Während desAbendessens aber brachte sie ihm ein Abführmittel bei; sie streute diesesPulver zugleich mit dem Zucker auf irgendeine Speise auf. Zur Übernachtungführte sie ihn in ein ganz entlegenes Zimmer, sodaß, wollte man hinaus, manmehrere Zimmer passieren mußte. Dies Zimmer war dem Bräutigam Vorbehalten,noch beizeiten aufgeräumt, wie es sich gehört, so daß dort nichtsübriggeblieben war: kein Fetzen, kein Papier, nur die Bettstatt und ein Schrankund etwa zwei Stühle, auch kein Geschirr. Nach dem Abendessen traf manbald die Vorbereitungen zum Schlafen; den Bräutigam geleitete man in dasbetreffende Zimmer .... die übrigen legten sich in den vorderen Stubenzur Ruhe nieder. Die Braut legte sich mit ihren Freundinnen in jenem Zimmerschlafen, das neben dem des Bräutigams gelegen war und die Alten etwasweiter, so daß, wenn der Bräutigam zufällig den Kackzwang bekam, er dasSchlafzimmer der Braut passieren mußte und an den übrigen Schlafenden vorbeikommen.So legten sie sich nun schlafen. Die Braut versperrte jene Tür,die zum Zimmer des Bräutigams führte mit dem Riegel, damit er, es konnteja passieren, nicht herausspringe . . . . Gegen Mitternacht bekam derBräutigam Lust zu kacken, er faßte alle Kraft zusammen, um es bis zumMorgen auszuhalten. Doch nein. Lange zu warten war unmöglich. Esklopfte schon im Arschboden. Im Bauche aber brummte es und kollerte es wiein einer Spatzennacht. Es brummt und brummt und wie es zum Arsche kummt,da sticht es in das Herz. Er krümmte und krümmte sich, nein, es war keineMöglichkeit auszuhalten! Wie man sagt: scheißen und rammen, geht nicht

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