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DAS GESCHLECHTLEBEN

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ich zum Ziehbrunnen komme, tritt er vor das Tor und wiehert nach Fohlenart.Was er will, weiß ich Dicht. Will er mich vielleicht vom Ziehbrunnenfortscheuchen oder denkt er, daß ich mich mit ihm betreffs Gott bewahre verständigenwerde?“ — Das Kirchensängerlein hörte sein Weib zu Ende anund sagte: „Weißt was, wenn du Morgen ums Wasser gehst, dann antworteihm; wenn er wiehert, so wiehere auch du zurück. Was wird er dir draufsagen; wenn er fragen sollte, ob er kommen darf, so sag, daß er kommensoll!“ — Am nächsten Tag ging sie ums Wasser zu demselben Ziehbrunnenund kaum hatte sie den Querbalken erfaßt, kam der Zigeuner heraus undwieherte auf die bekannte Art: „Gh—ho, H—o—o—o!“ Und sie daraufebenfalls: „G—h—o, Ho—o—o!“ Da fragte er: „Nun, darf man kommen?“ —„Ja!“ erwiderte die Kirchensängerfrau. „Und wann soll ich kommen?“ —„Wenns dunkel wird, dann komm!“ Nun dämmerte es schon, der Kirchensängermit seinem Knecht versteckten sich im Flur und die Kirchensängerfraublieb in der Stube allein. Nach einer halben Stunde, nicht mehr alsnach einer Stunde kam der Zigeuner. Kaum fing er an, Dummheiten zutreiben, da näherte sich der Kirchensänger dem Tore und klopfte mit demStock: Stuk, stuk. Da rief sie dem Zigeuner zu: „Versteck dich rasch, wahrscheinlichführt mein Mann einen Käufer für die Glocken her“. — „Wohin sollich mich verstecken?“ — „Klettere auf den Boden und stell dich zwischenden Glocken auf“. Der Zigeuner lehnte die Leiter an, stieg flugs auf denBoden hinauf, stellte sich zwischen den Glocken auf und stand da, hielt denAtem an und rührte sich nicht. Da trat der Kirchensänger mit dem Knechtin die Stube ein und fragte: „Wo ist er?“ — „Ich hab ihn auf den Bodengeschickt, damit er sich zwischen den Glocken auf stelle“. — „Nun gut; alsodu Petro sei der Käufer“, sagte der Kirchensängcr zum Knecht. Sie tratenins Vorhaus hinaus und fingen ein Gespräch über die Glocken an. „Was füreine Glocke wollt Ihr kaufen, eine große oder eine kleinere?“ — „Nun, nein,wir brauchen nicht gerade eine ganz große. Der Pope mit dem Küsterhaben sich auf einer Versammlung entschieden, eine von 50 Pud zu nehmenund eine zweite von etwa 7— 8 Pud Gewicht“. — „A — so, betreffs dergroßen werden wir in die Flur gehen und die kleinen sind hier auf demBoden; kommt, ich werde sie euch zeigen, Ihr sollt die auswählen, die eucham besten gefallen wird“. — „Und wo befinden sie sich denn?“ — „Ich habeuch doch gesagt, es sind welche im Flur, nämlich die größeren und diekleinen sind auf dem Boden“. — „Dort ist es doch finster“. — „Das machtnichts. Ich weiß aus dem Gedächtnis, welche wieviel wert ist und wievielsie wiegt. Wir wollen nur hinaufklettern und probieren, welche euch nachdem Klange gefallen wird.“ Sie nahmen einen Stecken mit und krochen aufden Boden. Sie traten gleich an die nächste Glocke heran und fingen an zuprobieren. Sie schlugen in die eine drein, da gab es einen Klang: Bo—o - ow—w—w, sie schlugen in die zweite g—o—o—w—w, sie schlugen in diedritte g—o—w—w. „Diese ist nicht so übel, hat einen hübschen Klang,vielleicht bleiben wir bei dieser!“ — „Nein, wenn wir schon probieren,probieren wir halt alle, vielleicht wird sich noch eine bessere treffen“. —„Nun schön!“ Sie gingen weiter. Sie schlugen noch in eine Glockejlrein,es klang: go - o—o—w— w—w, es kam die Reihe an den Zigeuner, er merkte,daß es hier keinen Spaß gab und war entschlossen, ebenfalls zu goben, sobaldman an ihn anschlagen würde. Nun traten sie an den Zigeuner heran.Petro holte aus und versetzte dem Zigeuner einen tüchtigen Schlag in den

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