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DAS GESCHLECHTLEBEN

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du da, will ich dich denn etwa hintergehen, oder was, du wirst keine Verantwortungauf dich laden, — wie kannst du mir als Freund diese Bitteabschlagen?“ Dem Pharmazeuten fiel’s recht schwer einem Bekannten diesrundweg abzuschlagen. Er wollte doch nicht den Freund beleidigen und umnicht der Schuldige zu werden, entschloß er sich statt des Giftes ihm einAbführmittel zu geben; er dachte bei sich: es wird vorübergehen, das heißeBlut wird sich abkühlen, und wenn’s ihm die Eingeweide durch und durchreinigt, dann wird mit der Kackerei auch die Liebe vergehen. Wahrscheinlichmuß es zwischen ihm und Katiusza etwas gegeben haben, oder er hat einenHeiratsantrag gemacht und einen Korb erwischt, — Wassyl sah, daß derPharmazeut etwas säumte, wartete noch ein wenig und fragte dann: „Gibstschon, Salman Musiowycz?“ Salman: „Ich gebe schon, was soll man mit dirmachen, man muß mit einem Bekannten Rücksicht haben.“ Wassyl: „Ich bitt’dich, sei so gut und gewähr mir wenigstens zum letzten Mal diese Bitte.“Salman: „Weshalb denn zum letzten Mal? wir werden uns noch öfters sehen.“Der Pharmazeut gab ihm ein Fläschchen mit Abführmittel. Wassyl Pytrowiczriß ihm das Gift aus der Hand und stürzte kopfüber aus der Apotheke fort.Da lachte Salman aus vollem Halse und sprach halblaut vor sich hin: „Tfuauf ihn, der Junge ist von Sinnen. Es gibt solche Leute auf der Welt, diewegen irgend einer Kröte bereit sind vom Leben zu scheiden. Na, er magnur dies Gift nehmen, wird alle Engel singen hören; es wird ihn tüchtighernehmen — die ganze Nacht wird er keine Ruh’ haben. Ech! wenn siebeide den Einfall hätten Gift zu nehmen, das war’ a Hetz’!“ — „Was ist mitihm?“ fragte der Lehrjunge. Salman: „Ein Unsinn, er hat sich in die Popentochterverliebt, es scheint, daß er sich schon bereit gemacht, um ihre Handanzuhalten. Wahrscheinlich muß er einen Korb erwischt haben, wenn nichtwas schlimmeres noch, vielleicht ward er beim Kragen hinausgeworfen, so hater halt vor Verdruß und Schande etwas im Sinne. Entweder will er sie vergiften,oder sich selber, oder vielleicht haben alle Beide in den Tod zu gehenbeschlossen.“ Da lachte der Lehrjunge laut auf und sagte: „Nun, wir werdenschauen, wie man den Toten führen wird.“ Kotoszenko hatte das Gift in dieTasche gesteckt und begab sich nach jener Straße, wo sich das GasthausOpolatows befand, wo sie sich vergiften wollten. Es dämmerte bereits. Erspazierte die Straße auf und ab und erwartete seine Liebste. Sieh, da kamKatiusza gelaufen; ganz außer Atem, als ob sie jemand verfolgt hätte. Er nahmsie am Arm und sie gingen beide in ein Hotelzimmer. Sie hatten sich einesin der obersten Etage gemietet. Sie traten ein, sperrten hinter sich die Tür abund warfen den Schlüssel zum Fenster hinaus — recht weit weg, also, daß mansie nicht im Sterben stören solle. Sie setzten sich an den Tisch und Katiuszasagte: „Ach, mit großer Müh hab’ ich entwischen können. Den ganzen Taghat man mich beaufsichtigt, man hat mich nicht aus den Augen gelassen,ich durfte nicht einmal vor das Tor. Vielleicht mochten sie gemerkt haben,daß ich ganz verändert bin, und gefürchtet, ich würde mich erhängen. Erstjetzt eben bin ich durchgegangen, und direkt hieher. Der Vater hat sichmit irgend jemand verplaudert und hat meine Flucht nicht bemerkt. Gibher, schnell, wir wollen das Gift nehmen, denn ich fürchte, sie sollen unsnicht verfolgen; sie werden suchen und könnten uns noch finden!“ Wassyl:„Nein, Täubchen, jetzt wird man uns nimmer wiederfiuden.“ Katiusza: „Was,können sie etwa nicht die Tür einschlagen?“ Wassyl: „Nein, ich hab demZimmerkellner anbefohlen niemandem zu sagen, daß wir hier sind, wenn man

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