13.07.2015 Aufrufe

DAS GESCHLECHTLEBEN

DAS GESCHLECHTLEBEN

DAS GESCHLECHTLEBEN

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

G em ein v erstän d lich e P red ig t.In einem Dorfe hatten es die Pfarrkinder nicht gern, in di6 Kirche zngehen, und noch weniger liebten sie es, der Kirche etwas zn opfern. Es warihnen ganz gleichgiltig, daß die Kirche ganz vernachlässigt war und etwa 10Jahre lang nicht übertüncht, und das Dach nicht grün, sondern ganz schwärzlichworden war. Die Dohlen und Spatzen hatten es beschissen. Sie bekümmertensich darum gar nicht; es war besser, das Geld zu versaufen, als welche Kopekeder Kirche zuzuwenden. Das ganze Dorf war voll von Dieben undTrinkern, so daß sie sich nicht nur nicht um die Kirche bekümmerten, sondernsie obendrein zweimal bestohlen hatten. Sie hatten alles genommen, das Geldund die Sachen, es blieb nur das übrig, was sie nicht benötigten. Der Popeschaute diesen Dingen zu und griff sich an den Kopf. Der Pope wollte dieFersen schmieren und fliehen, wohin ihn die Augen führen werden, dannaber überlegte er sich es, entschloß sich, alle Maßregeln zu ergreifen, um dieAufmerksamkeit der Gemeinde auf den vernachlässigten Zustand des Gotteshauseszu lenken. Auf das Dach war es eine Schande zu schauen. Im allgemeinen(überhaupt) war die ganze Kirche einer Schenke ähnlich, nur dieKreuze von schmutziggelber Farbe unterschieden das Gebäude von anderenHäusern. Nun machte sich der Pope daran, den Pfarrkindern mit Predigtenzuzusetzen: jeden Sonntag und Feiertag gabs Predigten über Predigten. Wennauch die Pfarrkinder wußten, worauf der Pope hinzielte, gaben sie sich denAnschein, als ob sie ihn nicht verstünden. So hatte er sich auf diese undjene und verschiedene Weise geäußert, daß sie Vernunft annehmen und dieKirche restaurieren sollten. Die Bauern aber ließen die Rede zum einen Ohrherein und zum anderen Ohr hinaus und schienen noch immer nichts zu erraten.Der Pope verfaßte die Predigten in der slavischen Kirchenspracheund in der (ukrainischen) Umgangsprache immer von religiösem Inhalt. DieBauern taten, als hörten sie’s nicht und flüsterten hie und da untereinander:Wir wissen wohl, worauf du den Mund spitzest. Immer zu deinem Vorteildrehst du die Rede!' — Dann ging dem Popen die Geduld aus und er entschloßsich, ganz gerade (rundweg) herauszusagen, daß es allen recht klarund deutlich würde. So trat er auf die Kanzel und begann: „Im NamenGottes, des Vaters, des Sohnes und des hl. Geistes! Meine Herrschaften, wieweit sind wir gekommen, daß wir über unseren Kopf grübeln, die Hühnerwerden uns bald auslachen. Meine Herrschaften, habt ihr keine Scham undSchande, ihr rauft ohne Unterlaß, ohne auch einmal auszuschlafen, vergeudetdas Geld ohne Zweck und Ziel. Schaut die Kirche an, wie schaut sie aus?Unsere Kirche ist ganz beschissen, die Mauern ganz abgebröckelt Es warein goldenes Kreuz, man hat es gestohlen, das silberne ist auch wegstibitztworden, es blieb nur ein Holzkreuz, und wenn auch dies zum Teufel geht,dann könnt ihr mich, ihr Bauern, in den Arsch küssen. Amen!“ — Er trat abund ging zum Altar.Parallele: Anthropophyteia I, Nr. 9. — H. — Eine ähnliche, nur saftigereFranziskanerpredigt erzählte man mir in Gabela im Herzogtum und eine Variantedazu in Ragusa in Dalmatien i. J. 1885. F. S. K.99. K e p śk a p ry s łu h a .U odyn nywyłykyj horod pryjichaw archerej na rywiziju. Joho zgstrityły,jak Boha; po wśich cyrkwach kßtolff „wół-

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!