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DAS GESCHLECHTLEBEN

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sehr häßlich von Gesicht nnd auch so im allgemeinen gefällt sie Ihnen nicht?“— Nein, ich hab’ ein schönes Weib, hab’ sie auch lieb, ich komm’ halt so,einfach zur Abwechslung. Wie schön sie auch ist, wird sie doch zuwider.Wenn der Mensch immerfort Rindfleisch ißt, bis er dessen überdrüssig wird,dann beginnt er mit dem Schöpsenfleisch; wird ihm Schöpsenfleisch zuwider,probiert er Hühnerfleisch; so geht’s auch mit dieser Sache.“ — „Das ist docheine Sünde vor Gott, man muß doch mit dem Weibe leben, nur einem ledigenkann man dieses verzeihen. Ihr hört auf euere Kollegen und nach ihremBeispiele treibt Ihr Unfug, es wäre besser, wenn Ihr nicht mit ihnen zusammenhieltet und besser für euere Familie sorgtet.“ Wassyl Pytrowytsch errötete,ihm schlug das Gewissen und er schwieg still, denn er war in der Tat schuldigund er dachte bei sich: „Wie gescheidt ist sie, obwohl aus der Provinz, verstehtsie zu predigen, da kann sich deine Städterin vor ihr verstecken.“ Nachdemer die Litanei zu Ende geführt, wandte sich Wassyl Pytrowytsch zu ihrund sagte verdrießlich: „Nu, hast dich genug ausphilosophiert. Du solltestdeine Verpflichtung kennen; weißt du, wozu ich zu dir gekommen?“ — „Ichweiß es.“ — „Na also, um die Zeit nicht unnütz zu vertrödeln, laß uns besserohne alle Gespräche schlafen legen.“ — „Nein, ich will nicht schlafen, ichhab’ mich schon ausgeschlafen.“ — „Füttere nicht Nachtigallen mit Märchen,sondern leg’ dich hin, du weißt wozu.“ — „Nein, guter Mann, das wird nichtgeschehen; gibst den Ring vom Finger her, dann wohl.“ — „Nein, das darf nichtsein, das ist der Trauring; das Weib wird fragen, wo er hingeraten, undwas werde ich dann sagen?“ — „Wirst halt sagen, daß du ihn verloren undschon.“ — „Nun da, nimm ihn, quäl mich nur nicht, laß uns nur schnellerniederlegen “ Sie nahm jenen Ring, versteckte ihn in der Tasche und selbstverständlichverweigerte sie, wenn auch im Bordell, ihrem angetrauten Manneaber das nicht, um was er sie bat. Sie schlief sich mit ihm aus wie zu Hause,wie es sich gehört. Wassyl Pytrowytsch schlief ein, nachdem er sich zufriedengestellt. Sie aber gab Fersengeld und fort ging’s nach Hause. Jene Kleidung,die sie ausgeliehen, rollte sie zusammen in ein Bündel und versteckte diessorgfältig. Wassyl Pytrowytsch kam nach Hause und legte sich ohne langezu überlegen schlafen, dem Weibe aber sagte er kein Wort, kein halbes Wort;das Weib sagte ihm auch nichts, als ob sie nicht gehört, daß er gekommen.Die Tagzeit war schon ordentlich vorgeschritten, es scheint, daß schon dieMorgenhähne abgesungen. Etwas später stand sie auf und ging auf den Marktund kaufte dort statt Rindfleisch lauter Schöpsernes und noch manches andere,was sie noch nie gegessen hatten. Sie kam vom Markt zurück, stellte denSamowar auf, richtete das Geschirr her und weckte Wassyl auf. Er erhobsich schnell, wie abgebrüht, mit vom Nachtwachen und Schnaps abgequältenAugen, wusch sich ab, machte Toilette, zog sich an und begann Tee zu trinken,wonach er sich schleunigst in’s Amt begab. Nun kam er zu Mittag. Sie beganndas Mittagessen aufzutragen uud alle Gänge waren aus Schöpsenfleisch.Gekochtes Schöpsernes, gebratenes Schöpsernes und Kartoffeln geschmort inSchöpsenfett. Er staunte und staunte und konnte nicht umhin zu fragen:„Was ist das heute bei dir, lauter Schöpsernes?“ — „Das ist zur Abwechslung;wir aßen Rindfleisch und Rindfleisch, bis es uns zuwider geworden,jetzt werden wir Schöpsernes essen, und wird uns Schöpsernes zuwider, werdenwir Geflügel kaufen.“ Wassyl Pytrowytsch erinnerte sich des gestrigen Gesprächsim Kabinet, und es war ihm ganz ungemütlich, ein wenig schämteer sich, ein wenig hatte er Angst, das Herz stand ihm still, wie vor dem

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