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DAS GESCHLECHTLEBEN

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abschlagen.“ Sie küßten sich etwa fünf mal, standen auf und gingen. Nachdemer sie heimgeleitet, ging er nachhause schlafen. Er schlief die ganzeNacht nicht, träumte nur im wachen Zustande davon, wie er um ihre Handanhalte, wie er heiraten und dann mit dem jungen Frauchen Zusammenlebenwerde, über alles, alles. Am nächsten Tag vor dem Abend machte er sichfertig auf die Freite zu gehen und bereitete alles rechtzeitig vor . . . Sieschlief natürlich auch nicht, die ganze Nacht dachte sie über ihr zukünftigesLeben nach und spann verschiedene Pläne. Am nächsten Tag erwartete sieStunde auf Stunde den Bräutigam, wann er kommen werde den Heiratantragzu machen und sah sich schon natürlich als Braut und dann als verheirateteFrau. Endlich kam er an und hielt um ihre Hand an. Der Pope wußteanfangs nicht, was er denken solle, wozu er gekommen, er meinte, es wäreein Kollege seines Sohnes und sei gekommen den zu besuchen. Als er dieSache endlich begriff, da spreizte er sich mit Händen und Füßen dagegen.Er leuchtete ihm mit Spott und Hohn heim: „Mit Ihnen, junger Mann, willich nicht einmal reden, — was, wollen Sie mich etwa zum Besten haben?Machen Sie, daß Sie hinauskommen, damit kein Skandal entstehe, denn wennich meine Diener herbeirufe, so werden Sie leichter als ein Flaum hinausfliegen.“— „Hochwürden, bitte, etwas höflicher zu sein, vergessen Sie nicht,mit wem sie reden.“ — „Ad1* — du willst mich noch unterweisen? Hinausaus meinem Hause, gemeiner Bauer, — fort, — damit ich dich nimmerrieche!“ — Der arme Bräutigam kam mit einem blauen Auge davon undeilte heim mit gesenktem Kopfe, — war ganz niedergeschlagen. Kaum warder Freier draußen, da nahm der Pope ein Handtuch, drehte es zusammenund prügelte seine Tochter derart durch, daß sie sich etwa drei Tage langschämte, sich vor den Leuten zu zeigen. Während ihr der Pope die Trachtverabreichte, — da gab’s was zu hören, was alles auf Rechnung des Freiersfiel. „Was, du Teufeltochter, bist verrückt geworden, oder was? Du hastdich wahrscheinlich mit dem Narrenkraut gesättigt? Wo hat man so wasgesehen, daß eine Popentochter einen Charlatan heiratete? Wer hat direrlaubt, dich mit ihm in Verbindung zu setzen? Willst du dich auf deinganzes Leben hin bloßstellen? Du bringst noch Schande über unsere ganzeFamilie. Und sollt’ ich am Sterben sein, erlauben werde ich dir nicht soeinen Nichtsnutz zu heiraten. Du weißt ja, daß er ein hiesiger Bauer ist, —und du bist eine Adelige, — hast du das mit deinem dummen Kopfe überlegt?Und wenn er auch ein Edelmann wäre, — da müßte ich nicht sein, wennich dir erlauben sollte einen Künstler zu heiraten. Ich erachte es als eineSünde mit ihm zusammenzutreffen, geschweige denn meine Tochter ihm zugeben.“ — „Aber Papa, sie verdienen ja viel; ich werde ein besseres Lebenmit ihm haben als mit einem Popen, “ gab die Tochter zurück. „Schweig, duAbscheuliche, — sonst zieh’ ich dir die Haut ab. Du kennst deinenVater noch nicht. Heut’ ist er ein Künstler, — morgen kann er sich eineErkältung zuziehen und dann ist’s vorbei mit seiner Stimme. Was bleibt dirdann übrig? wirst eine Bettlerin; heiratest du aber einen Popen, so bist dufür dein ganzes Leben wohlversorgt, wirst schon vor Hanger nicht zugrundegehen. Und obendrein weißt du ja nicht, du Närrin, wie sie sich aufführen.Er nimmt dich zur Frau und wird nur während des Sommers mit dir Zusammenleben,im Winter aber wird er im Gouvernement oder in der Hauptstadtsitzen, sich mit Lustdirnen abgeben, — und du bleib still mit deinemД erzschmerz ganz allein wie eine Verdammte. Schlag dir das aus deinem

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