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zurückhaltend gezeigt in Bezug auf ihre Pläne in dem islamischen Land. Als einer der ersten<br />

deutschen Großkonzerne hat Daimler bereits konkrete Projekte für sein Nutzfahrzeug-<br />

Geschäft im Iran angestoßen. Die Stuttgarter haben mit dieser Sparte nach Ansicht von<br />

Experten gute Chancen für Geschäfte in dem Land. (APA/dpa/AFP)<br />

2016-01-28 01:43:26 Tiroler Tageszeitung Online<br />

102 „Hass darf nicht die Antwort sein“<br />

Von Christiane Fasching<br />

Innsbruck – Bomben in Österreich. Hunger in<br />

Österreich. Angst in Österreich. Kurzum: In<br />

Österreich herrscht Krieg. Also – was würden<br />

Sie tun? Bleiben? Oder gehen? Der Protagonist<br />

von Janne Tellers Stück „Krieg. Stell dir vor, er<br />

wäre hier“, das aktuell als<br />

Klassenzimmerproduktion des Tiroler<br />

Landestheaters durch die heimischen Schulen<br />

tourt, geht. Weil Europa zum Krisenherd<br />

geworden ist. Die ehemals sichere Festung ist<br />

gefallen, übrig bleiben heimatlos gewordene Menschen, die Schutz suchen. Und ihn in<br />

Ägypten finden. In Tellers Text verändert sich also die Fluchtrichtung, die Probleme der<br />

Flüchtenden bleiben aber die gleichen. Denn Angst kennt keine Grenzen, die H<strong>of</strong>fnung auf<br />

Sicherheit genauso wenig.<br />

Ihren fiktiven Essay, der später für die Bühne adaptiert wurde, hat Teller schon im Jahr 2001<br />

verfasst. Als Reaktion auf die Flüchtlingsdebatte in Dänemark, die schon damals „voll von<br />

Hass war“, wie sie der TT erzählt. 15 Jahre später hat dieser Hass Dimensionen erreicht, die<br />

nicht nur Teller sprachlos zurücklassen. Erst am Dienstag wurde im dänischen Parlament<br />

eine Asylreform beschlossen, die darauf abzielt, Flüchtlinge bewusst abzuschrecken. Den<br />

Asylsuchenden kann Bargeld ab einem Wert von 1340 Euro abgenommen werden, der<br />

Familiennachzug wird erschwert, die Dauer von Aufenthaltsgenehmigungen verkürzt. Die<br />

Verschärfungen könnten schon Anfang Februar in Kraft treten. „Die Welt ist noch ein Stück<br />

böser geworden“, sagt Teller – und verweist auch auf die umstrittene österreichische<br />

„Obergrenze“ für Asylsuchende. „Ein schrecklicher Begriff, eine schreckliche Idee“, sagt<br />

Teller. Und ruft zu mehr Mitgefühl und zu mehr Verständnis für die Notlage der Flüchtlinge<br />

auf. „Als Mensch fällt man immer bessere Entscheidungen, wenn man versucht, das<br />

Schicksal seines Gegenübers zu verstehen“, ist sie überzeugt.<br />

Teller sieht auch ihr Stück, das mittlerweile in mehr als zehn Sprachen übersetzt wurde, als<br />

möglichen Anstoß zum Umdenken. Die Vorstellung, selbst zum Opfer eines Krieges zu<br />

werden, habe schon bei so manchem Zuschauer einen Perspektivenwechsel ausgelöst. „Ich<br />

habe viele Briefe bekommen, in denen mir Menschen geschrieben haben, dass sie sich nun<br />

besser in Flüchtlinge hineinversetzen können“, sagt Teller. Und setzt nach: „Aber ehrlich<br />

gesagt, wäre es mir lieber, in einer Welt zu leben, in der mein Stück nicht notwendig wäre.“<br />

„Krieg. Stell dir vor, er wäre hier“ wird übrigens schon zum zweiten Mal in Tirol gezeigt.<br />

Claudia Holzknechts Inszenierung, die 2013 mit Sergej Gössner in der Hauptrolle im K2<br />

Premiere feierte, wurde dereinst mit dem Theaterpreis „Stella“ ausgezeichnet. In der<br />

Neuinszenierung für Tirols Klassenzimmer führt nun Birgit Eckenweber Regie, in die Rolle

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