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linken Flügels der Sozialisten keck.<br />

nach dem Geschmack der französischen<br />

Justizministerin Christiane Taubira.<br />

Wochenlang hatte sie gegen die von Präsident<br />

François Hollande angestrebte<br />

Verfassungsreform agitiert; und ihr Amt legte sie<br />

am Mittwoch nur trotzig nieder. In einem Tweet<br />

merkte sie an, dass sie sich treu geblieben sei.<br />

Widerstand leisten bedeute manchmal zu<br />

bleiben und manchmal zu gehen, schrieb die<br />

aus Französisch-Guyana stammende Ikone des<br />

Taubira widersetzte sich vorab dem von Präsident François Hollande nach den<br />

Terroranschlägen im November in Versailles angekündigten Plan , auch in Frankreich<br />

geborenen und nicht mehr nur naturalisierten Doppelbürgern die Staatsbürgerschaft zu<br />

entziehen, falls sie ein terroristisches Verbrechen begangen haben. Taubira argumentierte,<br />

dass die Reform das bereits seit 1889 geltende «ius soli» (Staatsbürgerschaft gemäss<br />

Geburtsort) verletze und noch mehr Bürger zweiter Klasse schaffe.<br />

Hollande hatte die Idee, die auch sonst in seiner Partei für einige Konsternation gesorgt hatte,<br />

von seinem Vorgänger Nicolas Sarkozy übernommen – im <strong>of</strong>fenkundigen Bemühen um<br />

nationale Einheit. Die bürgerlich-konservative Opposition reagierte dann aber recht kühl auf<br />

den Vorstoss und machte geltend, dass eine Verfassungsreform gar nicht zwingend sei. Und<br />

eine Minderheit von 20 Parlamentariern in der von Sarkozy präsidierten Formation Les<br />

Républicains hielt Hollande unlängst in einem <strong>of</strong>fenen Brief nicht nur vor, dass die<br />

Verfassung kein Wahlplakat sei; die Reform sei auch deshalb abzulehnen, weil die<br />

Aberkennung der Staatsbürgerschaft nichts nütze und eine gefährliche Signalwirkung habe,<br />

weil sie einen Teil der Bevölkerung stigmatisiere. Als unnütz hatte auch Sarkozys Parteirivale<br />

Alain Juppé die Reform bezeichnet.<br />

Um die Wogen zu glätten, kündigte Premierminister Manuel Valls kurz nach Bekanntwerden<br />

des Rücktritts von Christiane Taubira eine Revision der Reformpläne an. Das Wort<br />

Doppelbürger werde weder im Regierungsentwurf für die Verfassungsreform noch in jenem<br />

für das Ausführungsgesetz erscheinen, um Stigmatisierungen zu verhindern. So ist das<br />

Problem aber nur semantisch gelöst worden, da die internationale Konvention von 1954<br />

gegen die Staatenlosigkeit den Entzug der Staatsbürgerschaft bei Personen mit nur einer<br />

Nationalität verbietet, wie Valls selber einräumte.<br />

Der Premierminister versuchte das mit dem Hinweis zu relativieren, dass auch in diesen<br />

Fällen die Bürgerrechte stark beschnitten werden könnten. Schliesslich erwähnte Valls, dass<br />

nach den neuen Vorstellungen der Regierung die Staatsbürgerschaft nicht mehr nur im Fall<br />

terroristischer Verbrechen, sondern auch bei schweren Delikten in Verbindung mit dem<br />

Terrorismus (etwa Finanzierungen) entzogen werden soll.<br />

Die Demission von Christiane Taubira, die vom Präsidenten der Rechtskommission der<br />

Nationalversammlung, Jean-Jacques Urvoas, abgelöst wird, wurde von der Mitte-Rechts-<br />

Opposition als überfällig begrüsst. Der Nichtjuristin, die von rechtsextremer Seite auch immer<br />

wieder rassistische und sexistische Anwürfe zu erdulden hatte, war regelmässig eine<br />

Verluderung in Justizwesen und Strafvollzug vorgeworfen und unterstellt worden, dass sie<br />

mit den Tätern mehr Mitleid als mit den Opfern habe.<br />

Zum roten Tuch für Konservative wurde Taubira wegen des Gesetzes für die Zulassung der

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