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Geschäfte den Angestellten überlassen haben, ob sie es versäumen, die Kunden zu<br />
besuchen, ob sie streiken oder ohnedies arbeitslos sind. Es gehört zur Ausnahme, dass ihr<br />
Vergnügen vorzeitig unterbrochen wird, wie zum Beispiel das des sportfreudigen Herrn<br />
Wilhelm Hahnke, aus dem Hause Nr. 139 der Schönhauser Straße. Am dritten Renntage<br />
verkündete nämlich der Sprecher durch das Megaphon, rechts, links, den siebentausend<br />
Zuschauern: „Herr Wilhelm Hahnke, Schönhauser Straße 139, soll nach Hause kommen,<br />
seine Frau ist gestorben!“<br />
Egon Erwin Kisch: Aus dem Café Größenwahn. Berliner Reportagen. Verlag Klaus<br />
Wagenbach, Berlin. 144 Seiten, 15,90 Euro.<br />
1E3CA20685184916F462A58091526719 Von Egon Erwin Kisch<br />
118 Prähistorischer Besuch wirft seinen Schatten voraus :<br />
Super-Spino trifft auf kleinen Tristan<br />
Seit Ende 2015 dominiert T-Rex den<br />
Sauriersaal an der Invalidenstraße. Nun drängt<br />
eine zweite Monsterechse in das<br />
Naturkundemuseum.<br />
Zwei Saurier sind gewiss ausgestorbener, aber<br />
auch gewaltiger als einer allein: Deshalb<br />
geraten dieser Tage Berlins Dino-Fans in<br />
erwartungsfrohe Aufregung. Für das<br />
Naturkundemuseum hat sich prähistorischer<br />
Besuch angesagt, der dort im Rahmen einer Wanderausstellung ab 9. Februar zu besichtigen<br />
sein wird. Seit Ende 2015 logiert ja bereits das Skelett eines nordamerikanischen T-Rex im<br />
Sauriersaal an der Invalidenstraße. Gebastelt wurde die nun anreisende Skelettnachbildung<br />
eines Spinosaurus aegyptiacus zwar an der Universität von Chicago, aber dessen Spezies<br />
kommt ursprünglich aus Nordafrika: wo Knochenfunde der Monsterechse seit 1912 sieben<br />
mal in verschiedenen Ländern die Paläontologen entzückt haben.<br />
T-Rex, der Ami, von Berlinern zärtlich Tristan gerufen, trifft also Spino, den Nordafrikaner.<br />
Eine dramatische Begegnung ; nicht nur weil Besucher aus dem Maghreb momentan<br />
misstrauisch beobachtet werden. Es gibt nämlich zwischen beiden Fleischfressern<br />
Rivalitäten, obwohl sie sich zur Kreidezeit ganz unterschiedliche Lebensreviere ausgesucht<br />
hatten. Kürzlich, in Jurassic Park III, soll ein Spinosaurus (Lügenfilme!) wie ein<br />
Tyrannosaurus aufgetreten sein! Das dürfte die Liebe kaum steigern, wenn in wenigen Tagen<br />
beide Alpha-Tierchen aufeinander prallen.<br />
Die bittere Wahrheit für Tristan, unsere Landratte: Spino hat 40 Millionen Jahre mehr auf dem<br />
gepanzerten Buckel , gilt zudem nicht nur als ältester, sondern mit bis zu 15 Metern Länge<br />
und 20 Tonnen Maximalgewicht als Spitzen-Oschi unter den Antiveganern seiner<br />
weitläufigen Verwandtschaft. Gefuttert hat er allerdings anno dazumal vorzugsweise (als<br />
„opportunistischen Räuber“ bezeichnen ihn Fachleute) leckeren Fisch, da er im Stil der<br />
Krokos und Nilpferde Gewässer bewohnte – ein Anpassungskünstler mit Schwimmhäuten.<br />
Vorwerfen könnte man ihm vielleicht eine gewisse Entscheidungsschwäche, mochte er doch<br />
eindeutig weder das Vier- noch das Zweifüßer-Modell wählen und hat lächerliche<br />
Schrumpelhändchen (ja, wie T-Rex!) als Vierfüßer-Reserve beibehalten. Dass Super-Spino<br />
übrigens vor 100 Millionen Jahren ein Dickerchen gewesen sein soll, muss ihm, trotz seines