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gehört das jahrhundertealte Anwesen samt moderner Kellerei drei Schwestern: Romina,<br />

Valentina und Martina Togn.<br />

"Unser Vater Luigi meinte, wenn jede ihren eigenen H<strong>of</strong> bekäme, gibt es keinen Streit", sagt<br />

die Jüngste, Martina, bei einer Führung durch die Kellerräume. Es geht vorbei an bis zur<br />

Decke gestapelten Spumante-Flaschen sowie zahlreichen, die Aromen von Holz und Wein<br />

ausdünstenden Barriquefässern. Im Probierraum, der wie ein U-Boot-Turm aus dem<br />

Weinberg ragt, füllt Martina Togn Gläser mit einem Riserva Maso Poli. Der nur aus Pinot Noir<br />

gekelterte, mindestens 50 Monate auf der Hefe gelagerte Riserva kitzelt mit seiner herben<br />

Säure herausfordernd Zunge und Gaumen.<br />

Zu Silvester hatten sich sämtliche Togns beim landesüblichen "Cenone", dem großen<br />

Abendessen, versammelt. Natürlich gab es auch in der Winzerfamilie den traditionellen<br />

Cotechino mit Linsen, eine mit Salz und Pfefferkörnern gewürzte Rohwurst vom Dorfmetzger,<br />

dazu den Riserva 2009. Martina Togn bevorzugt zum Spumante eigentlich Pizza, was zu<br />

ihrer bodenständigen Art passt. Sobald wärmere Tage kommen, wird Martina Togn mit ihrer<br />

feuerroten Brutale 800, "einem der letzten handgefertigten Motorräder", über die Weinstraße<br />

kurven. Und in den Pizzerien Ausschau halten, ob jemand ihren 2009er Riserva bestellt hat.<br />

Zwei echte Pioniere leben auf 700 Metern an der Weinstraße, in Faedo. Im Weingarten Palai<br />

hoch über dem Ort haben Fiorentino Sandri und Mario Pojer, ein Mechaniker und ein<br />

Absolvent des Agrarinstituts San Michele, vor 41 Jahren die Trauben für ihren ersten Bio-<br />

Wein geerntet. Mittlerweile haben die Rebstöcke Unterschenkeldicke erreicht. "Im Sommer<br />

blüht hier alles, zahllose Bienen und Käfer schwirren herum", sagt Pojer, ein Mann mit<br />

borstigem Schnauzbart, während er bis zur Kuppe des steilen Weinbergs hinaufsteigt. Von<br />

dort sieht man die schneebestäubten Gipfel der Brenta-Gruppe. Die beiden Jugendfreunde<br />

bewirtschaften ihre Rebflächen nach den strikten Demeter-Bio-Richtlinien, zu den<br />

ursprünglichen zwei Hektar Weinberg, die Sandri geerbt hat, konnten sie 18 hinzukaufen.<br />

Zurück in der Kellerei am Ortsrand von Faedo, zeigt Mario Pojer die gefüllten Barriquefässer.<br />

Hier reifen seine Spumanti mindestens 30 Monate auf der Hefe, die Fässer stehen auf<br />

Rädern. "Damit sie bequem gerüttelt werden können", erklärt Pojer. Er ist der Tüftler im<br />

Keller, während der gelernte Mechaniker Sandri Maschinen entwickelt. Seine erfolgreichste<br />

Erfindung ist eine Art Jacuzzi, um die Trauben vor dem Pressen von Staub und<br />

Spritzmittelresten zu reinigen. Mehr als 1800 Kellereien verwendeten das Jacuzzi-Modell<br />

derzeit, erzählt Pojer stolz: "Wir haben es aufgegeben, Prozesse gegen illegale Nachahmer<br />

zu führen, das frisst nur die Leber auf. " Klüger ist es, das Verdauungsorgan durch<br />

Weinproben zu belasten, etwa mit einem Cuvée Extra Brut aus der Lage Palai.<br />

Der strohgelbe, zu einem Drittel aus Pinot-Noir- und zu zwei Dritteln aus Chardonnaytrauben<br />

gekelterte Sekt prickelt leicht, was zügigen Trinkgenuss ermöglicht. Ein großer Fan dieses<br />

Weins sei Giuseppe Sandri, der Bruder seines Geschäftspartners, erzählt Pojer. Sandri ist<br />

Bisch<strong>of</strong> im südafrikanischen Emalahleni. "Kehrt er nach den Heimatbesuchen dorthin zurück,<br />

dann nie ohne ein paar von diesen Flaschen. "<br />

Als Mario Pojer seine Gäste hinausbegleitet, ist es längst dunkel geworden. Über den um die<br />

Dorfkirche gescharten Bauernhäusern schweben Rauchfahnen. "Dort, dort und dort! " feuere<br />

man im Herbst nach der Traubenernte ebenfalls die Öfen an, sagt Pojer und zeigt in weitem<br />

Bogen auf ein Dutzend Bauernhäuser. "Es soll aber nur so aussehen, als heize man die<br />

Stuben ein. In Wahrheit wird heimlich Schnaps gebrannt! " Die Frage, was denn Bisch<strong>of</strong><br />

Giuseppe vom illegalen Treiben hält und ob er gar selbst Schwarzgebrannten mit nach<br />

Südafrika schmuggelt, beantwortet Mario Pojer mit einem Grinsen.

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