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2016-01-28 01:43:23 www.bild.de<br />
18 Lageso in Berlin : Der<br />
seltsame Fall des toten<br />
Flüchtlings, den es nie gab<br />
(2)<br />
Update Es gibt Tränen, Kerzen brennen,<br />
Rücktritte werden gefordert. Die Nachricht vom<br />
Tod eines Syrers schockiert die Stadt. Doch<br />
dann gibt es Zweifel. Auch wenn es keinen<br />
Toten gegeben hat, ist es ein schwerer Schlag<br />
für Flüchtlinge und Helfer.<br />
Was in der Nacht zuvor passiert sein soll, hat<br />
sich bei „Moabit hilft!“ am Morgen schon<br />
herumgesprochen. In einer Bogentür des roten<br />
Backsteingebäudes haben sie einen kleinen Schrein aufgebaut, Grabkerzen stehen auf dem<br />
Boden, an der Tür hängt ein Zettel: „Wir trauern um dich. Du wurdest 24 Jahre alt. Du kamst<br />
aus Syrien. Du hast so viel überlebt. Du hast das Lageso nicht überlebt.“ Und dann weiter:<br />
„Du bekamst Fieber, Schüttelfrost, Herzstillstand. Du bist letzte Nacht verstorben. Wir<br />
weinen.“ Zu diesem Zeitpunkt kann niemand wissen, ob das, was auf dem Zettel steht, wahr<br />
ist.<br />
Neben dem Eingang des Backsteingebäudes haben die Helfer ein schwarzes Tuch<br />
zwischen zwei Regenrinnen gehängt. Sie selbst tragen schwarze Armbinden. Auch Diana<br />
Henniges, die Vorsitzende von „Moabit hilft!“, steht vor dem Banner. Sie sagt, sie mache die<br />
Politik dafür verantwortlich, was in der Nacht passiert sei. Die verantwortlichen Parteien und<br />
Senatsverwaltungen. Ganz besonders Mario Czaja (CDU), den Berliner Sozialsenator. Der<br />
müsse jetzt gehen.<br />
Diana Henniges sagt dies alles, weil sie demjenigen, der ihr vom angeblich Geschehenen<br />
erzählt hat, vertraut. Der Flüchtlingshelfer Dirk V. hat die Nachricht vom Tod des 24-jährigen<br />
Syrers verbreitet. Dirk V. hatte den erschöpften Mann angeblich in der Nacht zu Mittwoch zu<br />
sich nach Hause eingeladen, nachdem dieser tagelang beim Lageso, dem Landesamt für<br />
Gesundheit und Soziales, angestanden habe. In seiner Wohnung habe sich der unter Fieber<br />
leidende Mann hingelegt.<br />
Auf Facebook veröffentlichte V. in der Nacht eine Nachricht unter dem Titel „Protokoll eines<br />
sterbenden Menschen“. Kurz nach zwei Uhr schrieb er: „Hab grad einen kranken Mann hier<br />
liegen, überlege, ob ich einen Krankenwagen rufen muss.“ Bald darauf: „Er hat 39,4 Fieber,<br />
Schüttelfrost und kann nicht mehr sprechen.“ Als sich der Zustand des Syrers verschlechterte,<br />
rief Dirk V. nach eigenen Angaben die Feuerwehr. Der Flüchtling sei noch im Rettungswagen<br />
einem Herzstillstand erlegen.<br />
Es gibt nur keine Bestätigung des Vorfalls. So bleibt der Mittwoch ein Tag der Konjunktive:<br />
„Sollte sich diese Schilderung bewahrheiten, muss Mario Czaja unverzüglich zurücktreten“,