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Notenbank dürfe nicht vom Freund zum Feind des Marktes werden, sollte das die<br />
Währungshüter kaltlassen. Ihr Mandat besteht nicht darin, bei Investoren möglichst beliebt zu<br />
sein. Wohin das führt, sah man 2007, als eine zuvor während Jahren viel zu expansive, vom<br />
Markt indes euphorisch bejubelte Geldpolitik zu einer Blase am US-Häusermarkt und zum<br />
Subprime-Desaster führte, mit bekannten Folgen auch für Europa. Zudem sind die Interessen<br />
des Finanzmarkts allzu durchsichtig: Viele private – und staatliche – Investoren haben sich in<br />
den vergangenen Jahren mit dem vielen billigen Geld massiv verschuldet. Und sie zeigen<br />
nun wenig Interesse, für diese Schulden auch einen Zins zu zahlen, der dem Risiko<br />
halbwegs entspricht.<br />
Die Unabhängigkeit von Zentralbanken ist eine der wichtigsten Errungenschaften der<br />
jüngeren Wirtschaftsgeschichte. Bald neun Jahre nach Ausbruch der Finanzkrise ist diese<br />
Autonomie aber mit neuem Inhalt zu füllen. Längst geht es nicht mehr nur darum, dass eine<br />
Notenbank ihre Entscheide unabhängig vom Einfluss einer Regierung oder eines Parlaments<br />
fällen kann. Zusehends wichtiger wird auch, dass sich die Währungshüter abzukapseln<br />
vermögen gegenüber dem Druck und den übertriebenen Erwartungen des Finanzmarkts und<br />
dessen hochverschuldeten Akteuren. Auf Applaus der Investoren können sie dabei zwar<br />
nicht h<strong>of</strong>fen, dafür aber auf Glaubwürdigkeit – und diese sollte für eine Notenbank stets<br />
wegleitend sein.<br />
2016-01-27 00:00:00 Thomas Fuster<br />
192 Gemeinderat spart: Mit Wunschtabelle zum Max-Frisch-<br />
Platz<br />
«Marktplatz» wäre eine treffende Bezeichnung<br />
für den neuen Platz an der Nordseite des<br />
Bahnh<strong>of</strong>s Oerlikon. So sehr wird seit Jahren um<br />
die Ausgestaltung des geplanten Max-Frisch-<br />
Platzes gefeilscht. Doch diese Bezeichnung ist<br />
bereits an den Platz beim Swissôtel auf der<br />
anderen Seite der Gleise vergeben.<br />
Die zuständige Gemeinderatskommission hat<br />
den Platz in zahlreichen Sitzungen in seine<br />
Einzelteile zerlegt und über jeden einzelnen Baum diskutiert. Sie wollte die bereits<br />
reduzierten Kosten eines Objektkredits von 8,2 Millionen Franken weiter herabsetzen. Dies<br />
wurde dermassen unübersichtlich, dass Guido Trevisan (glp.) eine Tabelle erarbeitete, bei<br />
der jedes Kommissionsmitglied ankreuzen konnte, wie viele Bäume, Bänke oder was für<br />
einen Brunnen es möchte.<br />
Mit diesem Vorgehen beweist der Gemeinderat, dass er vom Stadtrat vorgelegte<br />
Objektkredite nicht mehr einfach bewilligt, wie das noch 2011 beim Altstetter Vulkanplatz der<br />
Fall war. Nun nimmt er gar beim Max-Frisch-Platz, der als Platz mit internationaler und<br />
landesweiter Ausstrahlung eingestuft wird, Abstriche vor.<br />
Da sich die Politik sonst nicht so detailliert in Bauprojekte einmischt, war in der<br />
Vergangenheit auch schon von einer Debatte die Rede, die an einen Basar erinnert (NZZ 27.<br />
10. 15). Davon will der Präsident der zuständigen Kommission, Roger Tognella (fdp.), nichts<br />
wissen. Er nennt es lieber die «vollkommene Kreativität», welche an den Tag gelegt worden<br />
sei – meint damit aber letztlich dasselbe.