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Weil in Japan Höflichkeit über alles geht, darf der Gast mit einer Gegenleistung rechnen,<br />

einem heißen Tuch für die Hände, einer Kleinigkeit zu essen. Im Tadeusz Kantor garen<br />

T<strong>of</strong>ustücke in einem Gaskocher vor sich hin. In den Regalen stehen die mit Namensschild<br />

versehenen Flaschen der Stammgäste. Einer davon ist Herr Suzuki. Abend für Abend lässt er<br />

sich auf demselben Platz am Tresen nieder. Vor ihm steht sein eigener, mit Sake gefüllter<br />

Kristallglasflakon, den er mit Oolong-Tee mischt.<br />

2016-01-27 18:26:05 ZEIT ONLINE GmbH, Hamburg, Germany<br />

165 Große Koalition: Zur Einigkeit verdammt<br />

Es war SPD-Fraktionschef Thomas<br />

Oppermann, der den Begriff am Dienstag in<br />

Umlauf brachte: Der Brief, in dem die<br />

bayerische Staatsregierung Bundeskanzlerin<br />

Angela Merkel androht, notfalls vor dem<br />

Bundesverfassungsgericht gegen ihre<br />

Flüchtlingspolitik zu klagen, sei "die<br />

Ankündigung eines Koalitionsbruchs", wetterte<br />

er.<br />

Die Verwerfungen zwischen CSU und CDU, aber auch innerhalb der CDU, das Gekeile<br />

zwischen Teilen der Union und der SPD, die sich wahlweise Populismus oder Untätigkeit<br />

vorwerfen – das alles hatte schon vorher den Eindruck erweckt, die Regierungskoalition<br />

stecke in einer handfesten Krise. Nun aber hat einer der Koalitionäre selbst die Vermutung<br />

geäußert, dass all das gar zu einem Ende des bisherigen Bündnisses führen könnte – wenn<br />

auch nicht automatisch zu einem Ende der Regierung unter Kanzlerin Angela Merkel. CDU<br />

und SPD könnten rechnerisch auch ohne die CSU regieren, hatte Oppermann schließlich<br />

süffisant hinzugesetzt.<br />

Doch ist es tatsächlich eine realistische Option, dass die Regierung in naher Zukunft an der<br />

Flüchtlingsfrage zerbrechen könnte? Festzuhalten ist erst mal: Ernst ist die Lage in jedem<br />

Fall. Das liegt zum einen an der Härte, mit der CDU und CSU diese Auseinandersetzung<br />

führen. Es liegt aber schlicht auch an der Größe der zu bewältigenden Aufgabe.<br />

Merkel hat in den vergangenen Wochen immer wieder versucht, ihren Parteifreunden Mut zu<br />

machen, indem sie auf andere große Aufgaben verwies, die man in der Vergangenheit<br />

schließlich auch schon bewältigt habe. Die Wiedervereinigung zum Beispiel. Doch wenn<br />

man Unionspolitiker so reden hört, dann bekommt man zunehmend den Eindruck, dass sie<br />

die Flüchtlingskrise längst für noch gewichtiger halten. Und das gilt selbst für jene, die wie<br />

etwa CSU-Landesgruppenchefin Gerda Hasselfeldt seit 1987 im Bundestag sitzen und die<br />

Herausforderungen nach dem Fall der Mauer nicht nur aus dem Geschichtsbuch kennen.<br />

Ob diese Wahrnehmung gerechtfertigt ist, sei dahingestellt. Allein dass dieser Eindruck<br />

entstanden ist, erklärt aber bereits zum Teil, wieso die Nerven zurzeit so angespannt sind.<br />

Wenn in einer solchen Situation einer der Koalitionspartner der von ihm mitgetragenen<br />

Regierung dann auch noch permanenten Rechtsbruch vorwirft und gar droht, mit einer Klage<br />

einen Politikwechsel herbeiführen zu wollen, ist das sicher keine Kleinigkeit.<br />

Und es ist kaum vorstellbar, dass eine solche Eskalation das gemeinsame Regieren, die<br />

Suche nach Kompromissen auch auf anderen Politikfeldern, nicht deutlich erschweren sollte.<br />

Wer sich schon im Großen nicht durchsetzen kann, der wird es wenigstens im Kleinen

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