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Sträflinge nicht, dass sie ihre letzten Minuten in<br />
Freiheit genießen. Denn ganz in der Nähe<br />
lauert die Polizei – man will sie zusammen<br />
fassen. Dann greifen die Beamten zu. Die<br />
Entflohenen lassen sich abführen.<br />
Die beiden Männer (25 und <strong>29</strong> Jahre alt) saßen<br />
wegen Eigentumsdelikten in der forensischen<br />
Klinik im oberpfälzischen Parsberg, in der<br />
hauptsächlich Drogenkriminelle untergebracht<br />
sind. Am Dienstag hatten sie – anfangs noch mit Hilfe eines dritten Gefangenen – zwei<br />
Pflegekräfte überwältigt und gefesselt, sie als Geiseln gehalten. Waffen oder Messer wurden<br />
dabei nach Polizeiangaben nicht benutzt.<br />
Der erste Ausbruchsversuch scheiterte noch an den Sicherheitsvorkehrungen der<br />
Einrichtung. Prompt schnappten sie sich eine Pflegekraft und zwangen sie, den Pförtner die<br />
Tür öffnen zu lassen. Ein weißer Kia mit Neumarkter Kennzeichen diente ihnen als<br />
Fluchtwagen. In Ingolstadt ließen sie diesen zurück. Zuvor hatte sich bereits der dritte<br />
Flüchtende noch in der Einrichtung gestellt. Laut dem in Parsberg zuständigen<br />
Polizeipräsidium Oberpfalz in Regensburg hatte er beteuert, zur Mithilfe gezwungen worden<br />
zu sein.<br />
Die Polizei reagierte mit einer Großfahndung, sodass auch die Polizei in Gersth<strong>of</strong>en<br />
informiert war. Ein Richter hatte gegen die Flüchtigen einen Haftbefehl wegen des Verdachts<br />
des gemeinschaftlichen schweren Raubes mit Freiheitsentziehung und Nötigung erlassen.<br />
Die Fahndung zeigte schnellen Erfolg. „Wir erhielten einen Hinweis aus der Bevölkerung“,<br />
bestätigt Polizeihauptkommissar Horst Westermann. Die Beamten erhielten den Tipp, dass<br />
sich die Gesuchten am Hery-Park in Gersth<strong>of</strong>en aufhielten. „Wir haben die Stelle observiert<br />
und konnten um 11.30 Uhr zugreifen“, berichtet Westermann. Dabei gingen ihnen gleich<br />
beide Flüchtige ins Netz.<br />
Den beiden Krankenschwestern, die in der Einrichtung zwischenzeitlich als Geiseln<br />
genommen wurden, gehe es „den Umständen entsprechend“, wie die Pressesprecherin der<br />
Einrichtung, Lissy Höller, bestätigt. Verletzt seien sie nicht, sie würden jedoch psychologisch<br />
betreut. Wie es überhaupt dazu kommen konnte, dass die beiden Angestellten zu Geiseln<br />
wurden, werde derzeit untersucht. Weder die Polizei in Regensburg, noch die Einrichtung<br />
wollten sich zu den Details zu diesem Teil der Flucht äußern.<br />
Die Täter haben sich vor ihrem Aufenthalt in der Forensik wohl nicht gekannt und zumindest<br />
die Taten, wegen denen sie eingewiesen wurden, nicht in Absprache begangen. Das<br />
bestätigte eine Sprecherin der für Parsberg zuständigen Staatsanwaltschaft in<br />
Nürnberg/Fürth. Beide Gefasste waren wegen Vermögensdelikten verurteilt worden. Der Eine<br />
allerdings in Augsburg und der Andere in Regensburg. Beide wurden auf richterliche<br />
Anordnung in die forensische Einrichtung nach Parsberg gebracht.<br />
Wie es nun mit den Beinahe-Entkommenen weitergeht, das entscheiden die<br />
Ermittlungsrichter. Laut der Staatsanwaltschaftsprecherin wird ihr nächster Aufenthalt wohl in<br />
Justizvollzugsanstalten sein wird. „Dort herrscht in der Regel kalter Entzug“, sagte die<br />
Sprecherin.<br />
Das könnte für die Männer unangenehm werden. „Wir haben hier vor allem leichte Fälle und<br />
viele Drogenabhängige“, erklärt Lissy Höller. Forensische Einrichtungen bringen viele