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Fandorin jagt Jack the Ripper in Moskau

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Das letzte Wort sprach Angel<strong>in</strong>a mit besonderem Aus-<br />

druck, und Anissi verstand, was sie me<strong>in</strong>te.<br />

»Aber ich habe Angst um ihn. Ihm ist e<strong>in</strong>e große Kraft ge-<br />

ben, und e<strong>in</strong>e große Kraft ist e<strong>in</strong>e große Versuchung. Ich<br />

müßte jetzt eigentlich <strong>in</strong> der Kirche se<strong>in</strong>, denn heute ist<br />

Gründonnerstag, Gedächtnis des Heiligen Abendmahls, aber<br />

ich Sünder<strong>in</strong> kann die vorgegebenen Gebete nicht sprechen.<br />

Ich bitte den Erlöser nur für ihn, für Erast Petrowitsch. Da-<br />

mit der Herr ihn bewahre – vor der Schlechtigkeit der Men-<br />

schen und noch mehr vor dem Hochmut, der die Seele ver-<br />

dirbt.«<br />

Bei diesen Worten blickte Anissi auf die Uhr und sagte be-<br />

unruhigt: »Ehrlich gesagt, mir macht eher die Schlechtigkeit<br />

der Menschen Sorgen. Es ist schon nach e<strong>in</strong>s, und er ist noch<br />

immer nicht da. Vielen Dank für Speis und Trank, Angel<strong>in</strong>a<br />

Samsonowna. Ich gehe jetzt. Wenn Erast Petrowitsch<br />

kommt, schicken Sie nach mir, ich bitte Sie sehr.«<br />

Auf dem Heimweg dachte Anissi über das Gehörte nach.<br />

In der Kle<strong>in</strong>en Nikitskaja, unter e<strong>in</strong>er Gaslaterne, kam e<strong>in</strong><br />

keckes Straßenmädchen auf ihn zugeflogen – im schwarzen<br />

Haar e<strong>in</strong> breites Band, die Augen angemalt, auf den Wangen<br />

Rouge.<br />

»E<strong>in</strong>en schönen Abend auch, liebwerter Kafalier. Möchten<br />

Sie e<strong>in</strong>em Mädchen nicht e<strong>in</strong>en Wodka oder e<strong>in</strong> Likörchen<br />

spendieren?« raunte sie leidenschaftlich und bewegte die<br />

schwarzgefärbten Brauen. »Ich zeig mich auch erkenntlich,<br />

me<strong>in</strong> Schöner. Ich mach dich so glücklich, daß du’s de<strong>in</strong> Leb-<br />

tag nicht vergißt …«<br />

Anissi spürte <strong>in</strong> der tiefsten Tiefe se<strong>in</strong>es Wesens e<strong>in</strong>en<br />

Stich. Die Straßendirne sah nicht übel aus, gar nicht übel.<br />

Aber nach dem letzten Sündenfall, <strong>in</strong> der Butterwoche, hatte<br />

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