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Fandorin jagt Jack the Ripper in Moskau

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Sie lächelte herablassend: »Ich kann sogar Amputationen<br />

vornehmen und <strong>in</strong> der Bauchhöhle operieren. Aber statt des-<br />

sen mache ich seit Monaten …« Sie w<strong>in</strong>kte wütend ab.<br />

Was machte sie »statt dessen«? Schnitt sie Straßenmädchen<br />

die Därme heraus?<br />

Die vermutlichen Motive?<br />

Anissi betrachtete verstohlen das unschöne, sogar grobe<br />

Gesicht der Ärzt<strong>in</strong>. Krankhafter Haß auf den weiblichen<br />

Körper? Sehr gut möglich. Die Ursachen: eigene körperliche<br />

Reizlosigkeit, die persönliche Situation, die ungeliebte Ar-<br />

beit als Hebamme, der tägliche Anblick von Patient<strong>in</strong>nen,<br />

deren Frauenschicksal sich glücklich gefügt hat. Das reicht<br />

doch. Nicht auszuschließen ist auch e<strong>in</strong>e latente Geistestrü-<br />

bung als Folge des erlittenen Unrechts und der E<strong>in</strong>zelhaft <strong>in</strong><br />

so jungen Jahren.<br />

»Na schön, dann werde ich mal Ihre Schwester untersu-<br />

chen. Genug geschwatzt. Das ist sonst gar nicht me<strong>in</strong>e Art.«<br />

Sie nahm den Zwicker ab, rieb sich mit ihren kräftigen F<strong>in</strong>-<br />

gern müde die Nasenwurzel und massierte dann ihr Ohr-<br />

läppchen. Anissi mußte natürlich sofort an das unheilvolle<br />

Ohr denken.<br />

Wie mochte es <strong>in</strong>zwischen dem Chef ergangen se<strong>in</strong>? War<br />

es ihm gelungen, den Absender des »Päcksens« zu ermitteln?<br />

Und wieder ist Abend. Gesegnete F<strong>in</strong>sternis, die mich mit ihrem<br />

braunen Flügel zudeckt. Ich gehe am Eisenbahndamm entlang.<br />

E<strong>in</strong>e merkwürdige Erregung beengt mir die Brust.<br />

Erstaunlich, wie sehr mich der Anblick von Bekannten aus<br />

me<strong>in</strong>em früheren Leben aus der Bahn wirft. Sie haben sich ver-<br />

ändert, e<strong>in</strong>ige bis zur Unkenntlichkeit, von mir ganz zu schwei-<br />

gen.<br />

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