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Fandorin jagt Jack the Ripper in Moskau

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wenig. Sie wollte wirklich helfen, sich zur Krankenschwester<br />

ausbilden lassen. <strong>Fandor<strong>in</strong></strong> versuchte es ihr auszureden, doch<br />

Angel<strong>in</strong>a bestand darauf.<br />

E<strong>in</strong>e von den heiligen Frauen, auf denen ganz Rußland<br />

ruht: Gebet, Nächstenliebe und e<strong>in</strong> liebendes Herz. Dem<br />

Ansche<strong>in</strong> nach lebte sie <strong>in</strong> Sünde, aber sie war frei von jeder<br />

Unre<strong>in</strong>heit. Schließlich war es nicht ihre Schuld, daß sie <strong>in</strong><br />

wilder Ehe lebte. Wieder e<strong>in</strong>mal zürnte Anissi se<strong>in</strong>em Chef.<br />

<strong>Fandor<strong>in</strong></strong> runzelte die Stirn.<br />

»Du hast F-Furunkel herausgeschnitten?«<br />

»Ja.« Sie lächelte freudig. »Zwei alten Bettler<strong>in</strong>nen. Heute<br />

ist doch Mittwoch, der Tag der kostenlosen Sprechstunde.<br />

Denken Sie nur, Erast Petrowitsch, es ist mir gut gelungen,<br />

und der Doktor hat mich gelobt. Ich habe schon viel gelernt.<br />

Und danach habe ich den alten Frauen das ›Buch Hiob‹ vor-<br />

gelesen, zur seelischen Erbauung.«<br />

»Du hättest ihnen lieber Geld geben sollen«, sagte Fando-<br />

r<strong>in</strong> gereizt. »De<strong>in</strong> Buch und de<strong>in</strong>e Fürsorge brauchen sie<br />

nicht.«<br />

Angel<strong>in</strong>a antwortete: »Geld habe ich ihnen gegeben, jeder<br />

Frau e<strong>in</strong> Fünfundzwanzig-Kopekenstück. Und die Fürsorge<br />

ist für mich wichtiger als für sie. Ich lebe hier allzu glücklich<br />

mit Ihnen, Erast Petrowitsch. Das macht mir e<strong>in</strong> schlechtes<br />

Gewissen. Glück ist gut, aber Sünde ist es, im Glück die Un-<br />

glücklichen zu vergessen. Man muß ihnen helfen, auf ihre<br />

Schwären schauen und daran denken, daß das Glück e<strong>in</strong>e<br />

Gabe Gottes ist, die nur selten jemandem auf Erden zuteil<br />

wird. Wissen Sie, warum vor Schlössern und Palästen sich so<br />

viele Bettler und Krüppel drängen?«<br />

»Natürlich. Dort bekommen sie m-mehr.«<br />

»Ne<strong>in</strong>, die Armen geben großzügiger als die Reichen. Es<br />

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