12.12.2012 Aufrufe

Fandorin jagt Jack the Ripper in Moskau

Fandorin jagt Jack the Ripper in Moskau

Fandorin jagt Jack the Ripper in Moskau

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

der Tochter der Prostituierten verfahren, die Ihr entartetes<br />

Interesse weckte. Sie erwähnten bei dem Anruf mehrmals<br />

den japanischen Diener, denn Sie wollten, daß er mich be-<br />

gleitet. Warum? Nur aus dem e<strong>in</strong>en Grund: Angel<strong>in</strong>a Sam-<br />

sonowna sollte alle<strong>in</strong> zu Hause se<strong>in</strong>. Ich möchte nicht daran<br />

denken, was für e<strong>in</strong> Schicksal Sie ihr zugedacht hatten. Sonst<br />

kann ich mich nicht beherrschen und …«<br />

Er unterbrach sich und wandte sich heftig an Angel<strong>in</strong>a:<br />

»Wie ist de<strong>in</strong> Urteil? Schuldig oder nicht schuldig?«<br />

Angel<strong>in</strong>a war blaß und zitterte, sie sagte leise, aber fest:<br />

»Jetzt soll er reden. Soll er sich rechtfertigen, wenn er kann.«<br />

Sozki schwieg, lächelte noch immer zerstreut. Es verg<strong>in</strong>g<br />

e<strong>in</strong>e M<strong>in</strong>ute, e<strong>in</strong>e zweite, und als es schon schien, daß er<br />

nichts zu se<strong>in</strong>er Verteidigung vorbr<strong>in</strong>gen werde, bewegte der<br />

Angeklagte die Lippen, und es strömte e<strong>in</strong>e Rede – gemessen,<br />

wohltönend, voller Würde, als spreche e<strong>in</strong>e höhere Kraft, er-<br />

füllt vom Bewußtse<strong>in</strong> des Rechts und der Wahrheit.<br />

»Ich muß mich für nichts rechtfertigen, vor niemandem.<br />

Ich habe nur e<strong>in</strong>en Richter – den Himmlischen Vater, der<br />

me<strong>in</strong> S<strong>in</strong>nen und Trachten kennt. Ich war immer für mich<br />

alle<strong>in</strong>. Schon als K<strong>in</strong>d wußte ich, daß ich etwas Besonderes<br />

b<strong>in</strong>, nicht so wie alle. Mich verzehrte e<strong>in</strong>e maßlose Neugier,<br />

ich wollte alles begreifen, alles erleben und erproben <strong>in</strong><br />

Gottes erstaunlich e<strong>in</strong>gerichteter Welt. Ich habe die Men-<br />

schen immer geliebt, und sie spürten das und fühlten sich zu<br />

mir h<strong>in</strong>gezogen. Aus mir hätte e<strong>in</strong> großer Heilkundiger wer-<br />

den können, weil ich von Natur aus die Gabe besitze, zu ver-<br />

stehen, woher Schmerz und Leiden kommen, und Verstehen<br />

bedeutet Retten, das weiß jeder Mediz<strong>in</strong>er. E<strong>in</strong>es konnte ich<br />

nie ertragen – Häßlichkeit, sie beleidigt <strong>in</strong> me<strong>in</strong>en Augen<br />

Gottes Werk, und Mißgestalten brachten mich stets zur<br />

215

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!