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Fandorin jagt Jack the Ripper in Moskau

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Raserei. E<strong>in</strong>mal, während e<strong>in</strong>es solchen Anfalls, konnte ich<br />

nicht rechtzeitig <strong>in</strong>nehalten. E<strong>in</strong>e gräßliche alte Nutte, deren<br />

Anblick nach me<strong>in</strong>em damaligen Verständnis e<strong>in</strong>e Gottes-<br />

lästerung war, starb unter den Schlägen me<strong>in</strong>es Spazierstocks.<br />

Das auslösende Moment me<strong>in</strong>er Raserei war nicht sadisti-<br />

sche Wollust, wie es me<strong>in</strong>e Richter darstellten, ne<strong>in</strong>, es war<br />

der heilige Zorn der Seele, die völlig von Schönheit durch-<br />

tränkt war. Vom Standpunkt der Gesellschaft war es e<strong>in</strong> ge-<br />

wöhnlicher Unglücksfall, die goldene Jugend hat ja zu allen<br />

Zeiten über die Stränge geschlagen. Aber ich gehörte nicht zu<br />

den reichen Studenten, die Mäntel mit weißseidenem Futter<br />

trugen, und ich wurde zur Abschreckung der anderen exem-<br />

plarisch bestraft. Als e<strong>in</strong>ziger von allen! Jetzt weiß ich, daß<br />

Gott mich auserwählt hat, mich als e<strong>in</strong>zigen von allen. Aber<br />

mit vierundzwanzig kann man das nicht begreifen. Ich war<br />

noch nicht bereit. Es ist nicht zu beschreiben, was für Grauen<br />

e<strong>in</strong> gebildeter, fe<strong>in</strong>s<strong>in</strong>niger Mensch <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Militärgefäng-<br />

nis durchmacht. Ich wurde grausamen Erniedrigungen<br />

unterworfen, war der rechtloseste Mensch <strong>in</strong> der ganzen Ka-<br />

serne. Ich wurde gequält, vergewaltigt, gezwungen, Frauen-<br />

kleidung zu tragen. Doch ich fühlte, wie <strong>in</strong> mir allmählich<br />

e<strong>in</strong>e gewaltige Kraft reifte, die von Anbeg<strong>in</strong>n me<strong>in</strong>em Wesen<br />

<strong>in</strong>newohnte, jetzt aber wuchs und der Sonne entgegen-<br />

drängte wie e<strong>in</strong> Frühl<strong>in</strong>gshalm aus der Erde. Und e<strong>in</strong>es Tages<br />

spürte ich, daß ich bereit war. Die Angst verließ mich und<br />

kehrte nie mehr zurück, Ich tötete me<strong>in</strong>en Hauptpe<strong>in</strong>iger,<br />

tötete ihn vor den Augen aller: Ich g<strong>in</strong>g auf ihn zu, packte<br />

ihn mit beiden Händen an den Ohren und zertrümmerte sei-<br />

nen halbgeschorenen Schädel an der Wand. Daraufh<strong>in</strong> wurde<br />

ich <strong>in</strong> Ketten gelegt und für sieben Monate <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e f<strong>in</strong>stere<br />

Strafzelle gesperrt. Me<strong>in</strong>e Kräfte ließen jedoch nicht nach,<br />

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