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Fandorin jagt Jack the Ripper in Moskau

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Alle Anwesenden seufzten bekümmert, nur auf dem Ge-<br />

sicht des Untersuchungsführers für wichtige Fälle malte sich<br />

Befremden, und der Fürst, der sich durch außerordentliche<br />

Beobachtungsgabe auszeichnete, hielt es für angebracht zu<br />

erklären: »Ich sehe, junger Mann … wie war doch gleich …<br />

Glagolew? Ne<strong>in</strong>, Buk<strong>in</strong>.«<br />

»Ishizyn, Hohe Exzellenz«, soufflierte ihm der Staats-<br />

anwalt, aber nicht laut genug, denn <strong>in</strong> se<strong>in</strong>em neunundsieb-<br />

zigsten Lebensjahr war der <strong>Moskau</strong>er Vizekönig (wie der Ge-<br />

neralgouverneur auch genannt wurde) schon recht harthörig.<br />

»Verzeihen Sie e<strong>in</strong>em alten Mann.« Der Gouverneur brei-<br />

tete gutmütig die Arme aus. »Also, Herr Pyshizyn, ich sehe,<br />

Sie s<strong>in</strong>d nicht auf dem laufenden … Sicherlich fällt es nicht<br />

<strong>in</strong> Ihr Ressort. Aber da wir nun hier zusammensitzen …<br />

Also«, Dolgorukois längliches Gesicht mit dem herabhän-<br />

genden kastanienbraunen Schnurrbart nahm e<strong>in</strong>en feierlichen<br />

Ausdruck an, »zum lichten Osterfest wird Se<strong>in</strong>e Majestät un-<br />

sere Residenz mit e<strong>in</strong>em Besuch beehren. Ke<strong>in</strong> Pomp, ke<strong>in</strong>e<br />

Zeremonien, man will sich vor den <strong>Moskau</strong>er Heiligenbil-<br />

dern verneigen. Es wurde angeordnet, die <strong>Moskau</strong>er Be-<br />

völkerung im voraus nicht <strong>in</strong> Kenntnis zu setzen, denn die<br />

Visite soll impromptu se<strong>in</strong>. Was uns natürlich nicht der Ver-<br />

antwortung für das Niveau der Begegnung und den all-<br />

geme<strong>in</strong>en Zustand der Stadt en<strong>the</strong>bt. Da erhalte ich zum<br />

Beispiel heute morgen, me<strong>in</strong>e Herren, e<strong>in</strong> Schreiben von<br />

Se<strong>in</strong>er Em<strong>in</strong>enz Ioanniki, dem <strong>Moskau</strong>er Metropoliten. Er<br />

führt Klage darüber, daß vor dem heiligen Osterfest <strong>in</strong> den<br />

Konditoreien Unerhörtes zu sehen ist: In den Schaufenstern<br />

und auf den Verkaufstischen stapeln sich Konfektschachteln<br />

und Bonbonieren mit Abbildungen des Abendmahls, des<br />

Kreuzeswegs, Golgathas und so weiter. Das ist Lästerung,<br />

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