13.12.2012 Aufrufe

„… Bei uns in der Lofag …“ - Verband Wiener Volksbildung

„… Bei uns in der Lofag …“ - Verband Wiener Volksbildung

„… Bei uns in der Lofag …“ - Verband Wiener Volksbildung

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

104<br />

Anton Österreicher: E<strong>in</strong>mal hab ich Schicht gehabt, es war ca.<br />

neun Uhr abends, wir haben bis dreiviertel elf gearbeitet, und was<br />

eigentlich nie me<strong>in</strong>e Art war, b<strong>in</strong> ich an dem Abend e<strong>in</strong>mal <strong>in</strong> die<br />

Kesselschmiede gegangen. Wie ich beim zweiten Tor re<strong>in</strong> komm<br />

hör ich schon „Hilfe“ schreien. Ich lauf vor – da waren zwei Bohrmasch<strong>in</strong>en<br />

– e<strong>in</strong>e war besetzt von e<strong>in</strong>em Bulgaren, und <strong>der</strong> hat<br />

eben um Hilfe geschrieen. F<strong>in</strong>ster war’s. Auf e<strong>in</strong>mal sehe ich, dass<br />

die Bohrsp<strong>in</strong>del ihn ganz langsam an se<strong>in</strong>em Hemd re<strong>in</strong>dreht. Mit<br />

beiden Händen hat er versucht sich abzustützen – neben ihm war<br />

die Nottaste, aber er ist nicht darauf gekommen, dass er die drücken<br />

könnte. Als ich das gesehen hab, b<strong>in</strong> ich zum Hauptschalter und hab<br />

den runtergerissen. Bis auf ca. 10 cm hat’s ihn schon zur Bohrsp<strong>in</strong>del<br />

re<strong>in</strong>gedreht gehabt, <strong>der</strong> wäre sicher tot gewesen, wenn ich nicht<br />

zufällig vorbeigekommen wäre. Diese losen Klei<strong>der</strong> waren <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />

<strong>Lofag</strong> e<strong>in</strong> großes Unfallrisiko. Später war es so, dass sie nur noch zu<br />

zweit auf <strong>der</strong> Bohrmasch<strong>in</strong>e arbeiten durften, und <strong>der</strong> Werkmeister<br />

o<strong>der</strong> Partieführer hat jede Stunde se<strong>in</strong>e Arbeiter abklappern müssen,<br />

ob eh alles <strong>in</strong> Ordnung ist.<br />

Karl Stuiber: E<strong>in</strong>mal ist <strong>in</strong> <strong>der</strong> Schmiede <strong>der</strong> „Bär“ ause<strong>in</strong>an<strong>der</strong>gebrochen<br />

und da hat me<strong>in</strong> Chef <strong>in</strong> <strong>der</strong> Reparaturwerkstatt, <strong>der</strong><br />

alte Herr Schuster, zu mir gesagt: „Pass auf, du kommst eh vom<br />

Brückenbau, du kannst eh stemmen, du bleibst <strong>in</strong> <strong>der</strong> Nacht da,<br />

wir arbeiten durch, weil <strong>der</strong> „Bär“ muss morgen <strong>in</strong> <strong>der</strong> Früh wie<strong>der</strong><br />

funktionieren.“ Der größte Hammer war vier Tonnen schwer.<br />

Der, <strong>der</strong> gerissen ist, hatte ca. 1,5 Tonnen. Ich hab mir also alles<br />

hergerichtet, Augengläser gegen die Splitter, die wegspritzen, und<br />

Meiseln. Aber <strong>der</strong> Guss war so hart, dass jedes Mal, wenn ich mit<br />

dem Meisel angekommen b<strong>in</strong>, war <strong>der</strong> Meisel h<strong>in</strong>. Auf e<strong>in</strong>mal hat<br />

so e<strong>in</strong> Splitter die Augengläser durchschlagen und ist im Glas und<br />

im Aug steckengeblieben. Da war’s ca. elf Uhr <strong>in</strong> <strong>der</strong> Nacht, die Kollegen<br />

haben mich dann <strong>in</strong>s AKH <strong>in</strong> die Augenkl<strong>in</strong>ik gebracht. Der<br />

Arzt hat mich untersucht. Ich hab e<strong>in</strong>en kle<strong>in</strong>en Augenschaden von<br />

diesem Unfall, aber ich b<strong>in</strong> schon fast 70 und brauch immer noch<br />

ke<strong>in</strong>e Augengläser.

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!