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„… Bei uns in der Lofag …“ - Verband Wiener Volksbildung

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Das Kriegsende <strong>in</strong> Wien<br />

177<br />

Herr Ferbl: Ich b<strong>in</strong> nach e<strong>in</strong>em Führererlass, da ich bei <strong>der</strong> Wehrmacht<br />

war, 1943 „a.v.“ entlassen worden. Ich musste mich aber<br />

verpflichten, <strong>in</strong> e<strong>in</strong>en Rüstungsbetrieb als „a.v. Mann“ arbeiten zu<br />

gehen. „A.V“ – das heißt arbeitsverwendungsfähig. Und da war ich<br />

bis 1945 <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Lofag</strong>. Die letzten drei Tage s<strong>in</strong>d wir nach Strasshof<br />

h<strong>in</strong>aus geschickt worden. Da war e<strong>in</strong> Bombenangriff <strong>der</strong> den ganzen<br />

Oberbau <strong>der</strong> Eisenbahnstrecke zerstört hat. Der Meister hat <strong>uns</strong><br />

rausgeschickt und hat zu mir gesagt, ich soll mir 15 Leute nehmen.<br />

Tschechen, Russen, was halt da war, weil ich <strong>der</strong> e<strong>in</strong>zige Deutsche<br />

war, hat man damals gesagt. Ich soll rausgehen und Spaten, Schaufel<br />

und Krampen mitnehmen. Da hab ich zum Meister gesagt:“<br />

Herr Meister, sie können mir e<strong>in</strong>e Schaufel <strong>in</strong> die Hand geben, ich<br />

gehe mit den Auslän<strong>der</strong>n mit, aber e<strong>in</strong> Kommando führ ich nicht,<br />

ich lass mich nicht <strong>in</strong> den letzten drei Tagen erschlagen“. Wir s<strong>in</strong>d<br />

dann rausgekommen nach Strasshof; die Russen haben dann vom<br />

Flugzeug aus angegriffen und haben Splitterbomben geworfen. Ich<br />

hab die Situation sofort erfasst. Die SS war dort; nachdem die Wagen<br />

zerstört waren s<strong>in</strong>d Zigaretten dort gelegen. Die SS hat alle die,<br />

die Zigaretten nehmen wollten, unter Beschuss genommen. Ich b<strong>in</strong><br />

querfelde<strong>in</strong> zu me<strong>in</strong>en Eltern weg und b<strong>in</strong> nach Hause. Für mich<br />

war dann nur mehr die Lokomotivfabrik. Vorher war ich bei <strong>der</strong><br />

Wehrmacht, ich b<strong>in</strong> von Beruf Konditor.<br />

Frau Ferbl: Am Ende des Krieges, im April 1945, hat es geheißen:<br />

die Russen s<strong>in</strong>d schon <strong>in</strong> <strong>der</strong> Nähe von Wien. Da hat <strong>der</strong> Herr Jonas,<br />

<strong>der</strong> spätere Bürgermeister und Bundespräsident gesagt, wir sollen<br />

die Schreibmasch<strong>in</strong>en von <strong>der</strong> Baracke <strong>in</strong> <strong>der</strong> Demmergasse, wo<br />

wir waren, mit nach Hause nehmen. Ebenso alles was wir tragen<br />

können. Wenn das Stichwort „Donau“ im Radio zu hören ist, dann<br />

braucht niemand mehr zur Arbeit kommen. Dann war eben wie<strong>der</strong><br />

Fliegeralarm, die Russen s<strong>in</strong>d dann schon mit diesen kle<strong>in</strong>en Flugzeugen<br />

gekommen, haben e<strong>in</strong>e Bombe abgeworfen und s<strong>in</strong>d wie<strong>der</strong><br />

weggeflogen. Die haben das alles im Tiefflug erledigt. Man hat die<br />

Geschäfte noch geöffnet, die Synagoge <strong>in</strong> <strong>der</strong> Holzmeistergasse ist<br />

auch aufgemacht worden. Das waren alles Lagerstätten für Lebensmittel<br />

– da s<strong>in</strong>d die Leute h<strong>in</strong>gegangen, dann s<strong>in</strong>d die Russen im

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