„… Bei uns in der Lofag …“ - Verband Wiener Volksbildung
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Otto Czischek: Für die mechanischen Arbeiten haben wir ke<strong>in</strong>e<br />
Mädchen aufgenommen. Nur als Technische Zeichner<strong>in</strong>nen, die<br />
haben dann im Konstruktionsbüro gearbeitet. In <strong>der</strong> Fertigung<br />
waren bei <strong>uns</strong> ke<strong>in</strong>e Frauen. Ich er<strong>in</strong>nere mich nach dem Krieg,<br />
1947, als ich wie<strong>der</strong> <strong>in</strong> die Firma gekommen b<strong>in</strong> waren drei o<strong>der</strong><br />
vier Frauen auf den Kränen beschäftigt. Die haben sich <strong>in</strong> <strong>der</strong> Weise<br />
gut bewährt, dass sie für das Kranfahren das richtige Gefühl hatten.<br />
Also zielgenau h<strong>in</strong>gefahren s<strong>in</strong>d. Wir haben diese Frauen vollkommen<br />
akzeptiert.<br />
Doris Weißmüller: Ist nie e<strong>in</strong> Mädchen zu ihnen gekommen und<br />
wollte sich ausbilden lassen?<br />
Otto Czischek: Eigentlich nicht. Wenn sie sich er<strong>in</strong>nern können<br />
gab es <strong>in</strong> den 60-er Jahren erste Ansätze Mädchen <strong>in</strong> „männliche“<br />
Berufe zu br<strong>in</strong>gen. Wir haben verschiedenen Sem<strong>in</strong>are gehabt und<br />
da wurden eben die Vor- und Nachteile für die Frauen aufgezeigt.<br />
Von Anfang an schieden schon die Berufe aus, die körperlicher<br />
Anstrengungen bedurften. Da hat man damals gesagt, dass es eventuell<br />
Lehrstellen für Mädchen <strong>in</strong> <strong>der</strong> Elektro<strong>in</strong>dustrie gibt, später<br />
hat man versucht, auch die Automechaniker dafür zu gew<strong>in</strong>nen,<br />
die haben das aber abgelehnt. Nicht nur deshalb, weil es für den<br />
Betrieb sehr schwierig war, son<strong>der</strong>n auch für die Werkstätten, alle<br />
Voraussetzungen zu schaffen, die notwendig s<strong>in</strong>d, um Frauen, bzw.<br />
Mädchen als Lehrl<strong>in</strong>ge zu beschäftigen. Extra Sanitär- und Umklei<strong>der</strong>äume.<br />
Ernst Tremmel: Ich b<strong>in</strong> 1942 <strong>in</strong> Wien geboren und wohnte <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er<br />
Werkswohnung <strong>in</strong> den Werkswohnhäusern. Nachdem schon me<strong>in</strong><br />
Großvater, me<strong>in</strong> Onkel und me<strong>in</strong> Vater <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Lofag</strong> bis zu ihrem<br />
Tod beschäftigt gewesen waren, war es für mich selbstverständlich,<br />
mich als Lehrl<strong>in</strong>g zu bewerben. Me<strong>in</strong>e W<strong>uns</strong>chvorstellung, als<br />
Dreherlehrl<strong>in</strong>g zu beg<strong>in</strong>nen, g<strong>in</strong>g trotz sehr gutem Aufnahmeprüfungsergebnisses<br />
nicht <strong>in</strong> Erfüllung. <strong>Bei</strong> dieser Prüfung waren ca.<br />
40 Bewerber angetreten, davon wurden 14 aufgenommen. Dreher<br />
wurden vorwiegend jene, bei denen <strong>der</strong> Vater im Betrieb arbeitete.<br />
Me<strong>in</strong> Vater ist lei<strong>der</strong> am 26.12.1944 <strong>in</strong> Deutschland gefallen. Als<br />
Masch<strong>in</strong>enschlosser begann ich geme<strong>in</strong>sam mit neun Masch<strong>in</strong>enschlosserkollegen<br />
am 3.9.1956 me<strong>in</strong>e 3,5 Jahre dauernde Lehre.<br />
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