„… Bei uns in der Lofag …“ - Verband Wiener Volksbildung
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Doris Weißmüller: Wie groß war denn das Gelände?<br />
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Rudolf Ste<strong>in</strong><strong>in</strong>ger: 287.000 Quadratmeter. Wenn man schaut, was<br />
jetzt dort alles gebaut worden ist, kann man sich’s vorstellen. Es war<br />
wirklich e<strong>in</strong>e riesige Anlage.<br />
Johann Wutka: Ich war e<strong>in</strong>mal als Lehrl<strong>in</strong>g bei <strong>der</strong> Firma Haid,<br />
e<strong>in</strong>er Masch<strong>in</strong>enfabrik <strong>in</strong> Stockerau auf Exkursion. Die hatten dort<br />
fixe E<strong>in</strong>stellungen für die Messgeräte und überwachten die Raumtemperatur<br />
mit Thermostaten. 20 Grad mussten da konstant se<strong>in</strong>.<br />
Da konnten wir als Lehrl<strong>in</strong>ge gar nicht alle gleichzeitig h<strong>in</strong>e<strong>in</strong>, weil<br />
sonst die Temperatur gestiegen wäre. Warum ich das erzähle: Weil<br />
bei <strong>uns</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Lofag</strong> hätte man sich um so etwas überhaupt nicht<br />
gekümmert. <strong>Bei</strong> <strong>uns</strong> war das zum <strong>Bei</strong>spiel so: Wir haben das Werkzeug<br />
e<strong>in</strong>gestellt und wenn wir genaue Arbeit gemacht haben, dann<br />
wurde <strong>der</strong> Mikrometer (Anm.: e<strong>in</strong> sehr fe<strong>in</strong>es Mess<strong>in</strong>strument) e<strong>in</strong>gestellt<br />
und ist über die Nacht geblieben, dass er sich <strong>der</strong> Temperatur<br />
angleicht. Dann wurde noch e<strong>in</strong>mal nachgemessen, aber die<br />
Temperaturunterschiede <strong>in</strong> den riesigen Hallen waren enorm. Die<br />
E<strong>in</strong>stellung ist erfolgt, <strong>in</strong> Nähe <strong>der</strong> Heizkörper, und gearbeitet ist<br />
draußen worden, wo es ganz an<strong>der</strong>e Verhältnisse gehabt hat.<br />
Friedrich Berger: Wir haben e<strong>in</strong> geeichtes Maß gehabt, bei den<br />
Achsen, und das ist eben bei <strong>der</strong> Kälte und <strong>der</strong> Hitze gelegen, und<br />
das ist dann auf die Achsen übertragen worden. Das ist ganz egal,<br />
wo man das jetzt angezeichnet hat.<br />
Johann Wutka: Also, ich glaube, dass wir überhaupt nicht ausgerüstet<br />
waren, präzisere Masch<strong>in</strong>en zu fertigen. Und die Oberflächen<br />
hätten tadellos <strong>in</strong> Ordnung se<strong>in</strong> müssen. Womöglich gehörten auch<br />
noch geschliffene Teile dazu, und wir haben überhaupt ke<strong>in</strong>e Flächenschleifmasch<strong>in</strong>e<br />
gehabt. Der Herr Schleifer hat zwar auf e<strong>in</strong>er<br />
gearbeitet, aber die hatte nur Schrottwert. Wir haben auch nie<br />
e<strong>in</strong>e neue Flächenschleifmasch<strong>in</strong>e bekommen. Das heißt, <strong>uns</strong>ere<br />
Ausrüstung für <strong>der</strong>artige Fe<strong>in</strong>arbeiten war miserabel bis total ungenügend.<br />
Wir waren eben e<strong>in</strong>e Lokomotivfabrik, wo es ganz an<strong>der</strong>e<br />
Toleranzen gab. Und überhaupt hätte man mehr vorausplanen<br />
müssen. Da hätte man wissen müssen, dass man nicht warten kann<br />
bis e<strong>in</strong> Auftrag fertig ist, und dann erst geht man daran, neue Aufträ-